M. an [Andreas Alciatus in Pavia]. - [Leipzig, ca. 22. Juli 1547]

[1] Obgleich in Deutschland die Studien gegenwärtig darniederliegen, besteht Hoffnung auf Bestand einiger Gemeinwesen, weshalb die Ausbildung in Religion und Recht als den Grundlagen der menschlichen Gesellschaft nicht aufgegeben werden soll.

[2] Viele rühmen ihre Unterweisung in Recht und Ethik durch A. in Frankreich und Italien.

[3] Deshalb bat der Überbringer Ludwig Fachs [d. J.] aus Leipzig M. um einen Empfehlungsbrief an A. Zwar hörte M., daß A. wohlwollend über ihn sprach, doch wird A. jenen aus Solidarität des Juristenstandes aufnehmen,

[4] nämlich um seines bedeutenden Vaters [Ludwig] Fachs willen.

Fundort:
CR 6, 275f Nr. 3610. ‒ MBW.T 17.
Datierung:
Datum und Adressat: Der junge Fachs wurde zusammen mit seinen Brüdern Georg und Ernst im Wintersemester 1533/34 in Leipzig immatrikuliert. Der an erster Stelle genannte Ludwig ist wohl der älteste. Da aber der Vater 1497 geboren ist, handelt es sich um die Ehrenimmatrikulation von Kindern. Ludwig dürfte nicht vor 1525 geboren sein. Sein Auslandsstudium wird er als etwa 20jähriger begonnen haben. Diese Annahme steht im Einklang mit M.s Worten zu Beginn seines Empfehlungsbriefes, die auf die Zeit des Schmalkaldischen Krieges hinweisen. In der Wittenberger Matrikel fehlt der junge Fachs, und es ist unwahrscheinlich, daß er dennoch dort war, um von dem Professor des feindlichen Landes eine Empfehlung zu holen. Eine geradezu selbstverständliche Gefälligkeit jedoch war dieses Schreiben, wenn es erbeten wurde, als M. von 19.-25. Juli 1547 in Leipzig weilte und über seine Rückkehr nach Wittenberg verhandelte (⇨ 4817), wozu der Leipziger Ordinarius die ersten Kontakte hergestellt hatte (⇨ 4802). — Der Adressat ist ein berühmter Jurist, bei dem schon viele Deutsche sowohl in Frankreich wie in Italien studiert haben. Dies kann nur A. sein.

Normdaten
Personen:

Alciatus, Andreas: http://d-nb.info/gnd/118644432

Fachs, Ludwig: http://d-nb.info/gnd/125009496

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485