[Georg von Amsdorf an Christoph von Amsdorf in Wittenberg]. Vf. M. - [Wittenberg, 2. Hälfte 1544/1545]

Der Waffendienst ist löblich, notwendig und dem gemeinsamen Stand angemessen. Jedoch ist zuvor eine geistige Ausbildung erforderlich, damit rechte Frömmigkeit und politisches Urteilsvermögen erworben werden, wie dies bei allen großen Regenten der Fall war. Alexander, der Schüler des Aristoteles, Caesar, Konstantin, Theodosius übertrafen die Gelehrtesten; gegenwärtig sind Kg. [Christian III.] von Dänemark, Kf. [Johann Friedrich] von Sachsen und Lgf. [Philipp von Hessen] so gebildet wie Professoren und dennoch in Politik und Waffenkunst vielen anderen Fürsten überlegen. Nach deren Vorbild soll Ch. sein Studium nicht abbrechen, was er auch dem Onkel [Nikolaus von Amsdorf] schuldig ist.

Fundort:
CR 10, 29f Nr. 7011. ‒ MBW.T 13.
Datierung:
Datum, Absender und Adressat: Es handelt sich um zwei adlige Studenten, die ihrem Onkel väterlicherseits verpflichtet sind, also zweifellos um Georg und Christoph von Amsdorf. Darauf weist auch der Kontext der handschriftlichen Überlieferung hin, vgl. B. Willkomm: ARG 24 (1927), 9f [H 3288]; W. Thüringer, Die Melanchthonhandschriften der Herzog August Bibliothek (1982), 124f. Georg studierte seit dem Sommersemester 1541 in Wittenberg, Christoph seit 22. 4. 1542 (Album 190 b und 194 a). In MBW begegnen beide bis Juli 1544 (2927; 2945; 3354; 3374; 3563; 3626), dann nach fast einjähriger Pause nur noch Georg (3910; 3917; 3946; 3956 usw.). Doch im September und Oktober 1546 scheint auch Christoph noch oder wieder in Wittenberg studiert zu haben (⇨ 4382.1; ⇨ 4419). Vielleicht konnte er, der begabter als sein Bruder Georg war (⇨ 3626.1; ⇨ 4121.1), seit Sommer 1544 selbständig mit seinem Onkel korrespondieren; dies würde erklären, daß nur die von M. verfaßten Briefe seines Bruders durch Abschriften überliefert wurden. Vielleicht aber hat er tatsächlich für einige Zeit die Universität verlassen. Jedenfalls fällt 3778 in die Zeit nach 3626 und bezieht sich nicht auf einen bestimmten Krieg, ganz gewiß nicht auf den Schmalkaldischen (⇨ 4313), ist also vermutlich bald nach 3626 geschrieben.

Normdaten
Personen:

Alexander der Große: http://d-nb.info/gnd/118501828

Amsdorf, Christoph von: http://d-nb.info/gnd/1137742984

Amsdorf, Georg von: http://d-nb.info/gnd/113774328X

Amsdorf, Nikolaus von: http://d-nb.info/gnd/118645056

Aristoteles: http://d-nb.info/gnd/118650130

Caesar: http://d-nb.info/gnd/118518275

Christian III. von Dänemark: http://d-nb.info/gnd/119217120

Johann Friedrich d. Ä. von Sachsen: http://d-nb.info/gnd/118712373

Konstantin: http://d-nb.info/gnd/118565184

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Philipp von Hessen: http://d-nb.info/gnd/11859382X

Theodosius I.: http://d-nb.info/gnd/118621742