[Franciscus Dryander] an M. [in Wittenberg]. - [Brüssel] im Gefängnis, 8. Juli 1544

[1] D. hat aus dem Gefängnis erst einmal an M. geschrieben, denkt aber ständig an ihn,

[2] womit er sich tröstet.

[3] Gleichwohl überfällt ihn immer wieder die Verzweiflung über das erlittene Unrecht.

[4] Sein Gottvertrauen und das Wissen um das Kreuz der Kirche helfen ihm,

[5] doch bedarf er auch der Fürbitte.

[6] D. ist zum Märtyrertod bereit,

[7] möchte aber zuvor seine Erlebnisse niederschreiben [⇨ 3849.4] oder M. erzählen. Einiges kann der Überbringer [NN] berichten.

[8] D. freute sich über den Brief des Veit Dietrich [vgl. J. Voigt, Briefwechsel ... mit Hz. Albrecht von Preußen (1841), 185; Tschackert, UB 3, 66 Nr. 1644], der Post von M., um die D. bittet, durch einen Kaufmann [NN] befördern lassen kann.

[9] D. empfiehlt Albert [Hardenberg] und Georg Rataller und läßt diese sowie Johannes Laski grüßen.

[10] Über den Tod des Jacobus Latomus, der in seiner letzten Vorlesung Erasmus [von Rotterdam] als Häretiker bezeichnet, M. und Luther dagegen empfohlen habe [⇨ 3636f].

[11] Grüße an die Freunde, namentlich Erasmus [Reinhold?].

Fundort:
A. Thenn: Zs. für wissenschaftliche Theologie 32 (1889), 352-358 [H 2376]; deutsche Übersetzung von H. Boehmer: Francisco de Enzinas, Denkwürdigkeiten (21897), 245-249 [H A2554 a]. ‒ MBW.T 13.
Datierung:
Da M. anscheinend diesen Brief erst an Weihnachten ausdrücklich erwähnt (⇨ 3768.3), dürfte die vor dem 2. August in Wittenberg eingetroffene Nachricht vom Tod des Latomus nicht aus 3613.10 stammen, zumal M. in 3637.2 als Quelle eine mündliche Erzählung, nicht etwa einen Brief angibt.
Nachtrag:
§ 10 zu ergänzen: Zu dem Sterbenden wurde nur noch der Theologe [Ruard Tapper (Rieuwert Tappert)] vorgelassen. - § 11: Enzinas-BW vermutet Erasmus [Alber], der sich damals aber nicht in Wittenberg aufhielt. - Fundorte: Enzinas-BW 46-52 Nr. 2.

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