Heinrich Bullinger an M. [in Wittenberg]. - Zürich, 22. Juni 1544

[1] B. freut sich über M.s Zustimmung zu seinen Arbeiten, namentlich dem Johanneskommentar [⇨ 3327], und erläutert den Sinn seiner Schriftstellerei.

[2] B. folgt gern M.s Rat, die Erörterung der Polygamie zu unterlassen. Johannes Lening verteidigte in einem Brief [vom 16. 1. 1543], den ein Bote des Lgf. [Philipp] von Hessen B. überbrachte, die Doppelehe. B. antwortete kurz [am 18. 2. 1543]. B. möchte verhindern, daß das Beispiel [des Lgf.] Schule macht.

[3] Nicht mit Schweigen übergangen werden kann Luthers Brief an [Christoph] Froschauer [⇨ 3364.1], worin er den Zürchern die Rechtgläubigkeit abspricht und sie als unbelehrbar bezeichnet — wo er doch an der Confessio Helvetica [prior: Die Bekenntnisschriften der reformierten Kirche, hrsg. v. E. F. K. Müller (1903), 101-109] und der Deklaration vom Dienst des Wortes Gottes und von den Sakramenten [WAB 12, 246-261] nichts auszusetzen hatte und auf B.s Privatbrief [vom 1. 9. 1538: WAB 8, 281-285 Nr. 3256] und das von B. verfaßte Schreiben der Zürcher Geistlichen [vom 30. 8. 1539: WAB 8, 546f Nr. 3383] nicht antwortete — und ihnen schließlich dasselbe Gericht wie Zwingli [⇨ 1196] ankündigt.

[4] Selbst wenn man einen Irrtum in der Abendmahlslehre zugestehen wollte, so widerlegen Lehre und Leben der Gemeinde Zürich dieses Fehlurteil. Doch wenn noch andere sächsische Kirchenführer so gesinnt sind, wird es zu einer der Kirche schädlichen Auseinandersetzung kommen müssen.

[5] M. soll deshalb seine Autorität für die von B. und seinen Brüdern gewünschte Eintracht einsetzen. Mehr wird der Überbringer Joseph [Macarius, ⇨ 3580.1] berichten. M. soll zur Herbstmesse antworten.

[6] Grüße von Caspar Megander, der in Pforzheim bei Georg Simler M.s Mitschüler war, von Rudolf Gualther, Erasmus Fabricius, [Konrad] Pellikan, Theodor Bibliander, Johann Jakob Ammann, Rudolf Collin, Konrad Gesner und Otto Werdmüller.

Fundort:
Bds. 194-199 Nr. 261; CR 39 = Calv. 11, 727-730 Nr. 559 (gekürzt). ‒ MBW.T 13.
Datierung:
Macarius verlor unterwegs diesen Brief, der aber dennoch zu M. gelangte, vgl. A. Ritoók: Acta Classica Univ. Scient. Debrecen. 4 (1968), 109f [H 4237].

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