Johannes Brenz an M. [in Wittenberg]. - Schwäbisch Hall, 22. April 1544

[1] Dank für mehrere Briefe und Buchgeschenke; Gewißheit des ewigen Beisammenseins im Reiche Christi.

[2] Bittere Bemerkungen zu den Verhandlungen auf dem Speyrer Reichstag und den Kar-Riten [Kaiser] Karls und [Kg.] Ferdinands sowie der Spanier.

[3] Der Sohn von M.s Diener [Johannes Koch, Hieronymus Koch] wollte lieber eine Lehrerstelle in Lauffen annehmen als M.s Empfehlungsschreiben [⇨ 3332.2] dem Rat von Schwäbisch Hall aushändigen. Der Überbringer des Briefes [3332] Erhard Blank hat ein Amt an der Haller Schule übernommen.

[4] Gestern schickte Caspar Löner [durch Caspar Huberinus] M.s Brief [3486]. B. wird ihm, den er seit langem kennt, sobald wie möglich schreiben [2. 5. 1544: BBKG 1, 1895, 273f Nr. 14] und zur Nachsicht insbesondere gegen den zwinglianischen Diaconus [Jakob Schober oder Georg Hieber], der Credo und Exorzismus bei der Taufe wegläßt, ermahnen. B. macht [Theobald] Billicanus für die Spaltung der Gemeinde Nördlingen verantwortlich.

[5] Dieser, der lieber [Margarete von der Layen], der Mätresse des Kf. [Ludwig] von der Pfalz, als der Kirche dienen wollte, wurde nach dem Tod des Kf. von dem neuen Kf. Friedrich [II.] auf dem Dilsberg gefangengesetzt; er soll aber wieder freigelassen worden sein.

[6] Huberinus erzählte, daß die Augsburger über 100 griechische Pergamenthandschriften, die aus zwei griechischen Städten vor der Einnahme durch die Türken nach Venedig gerettet worden waren, für 600 Dukaten gekauft haben [⇨ 3561.1], obwohl sie Papst [Paul III.] erwerben wollte. Für B. sind diese Bücher ein Beweis für die Erhaltung des Restes der Kirche auch in Griechenland.

Fundort:
CR 5, 367-369 Nr. 2924. ‒ MBW.T 13.
Nachtrag:
Der Brief wurde von Melchior Fend an Nikolaus Medler und von diesem an Caspar Löner geschickt; vgl. L. Enders: Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte 2 (1896), 39 [H 2467b].

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