M. an Johannes Sturm [in Straßburg]. - [Bonn, Ende Juni/Anfang Juli 1543]

[1] Der von M. erwartete Bote mit Post von St. ist noch nicht eingetroffen. Der Ausbruch des französischen Kriegs wird große Umwälzungen bringen. Kg. [Franz I.] von Frankreich ist mit zwei Söhnen im Feldlager im [Hennegau]. Die Brabanter halten immer noch Heinsberg, doch ihr Entsatzheer wurde gegen Frankreich zurückgerufen. Auch englische Truppen sollen Frankreichs Grenzen bedrohen.

[2] Der allgemeine Kummer über Staat, Kirche und Wissenschaften veranlaßt M., Trost und Ermunterung aufzuzeichnen:

[3] Dieser [geldrische Erbfolge-]Krieg hat politische Ursachen; die Alleinherrschaft [Kaiser] Karls wird erträglich sein; Gott wird die Kirche erhalten, in Deutschland vielleicht in den Städten.

[4] Die Gelehrten in den Städten sind glücklich zu preisen, wogegen die Bildungsanstalten der Fürsten immer wieder durch deren plötzliche Unruhen gestört werden und die Gegend der Universität [Wittenberg] von den Türken bedroht wird, ähnlich Paris bei einem Angriff der Spanier auf Frankreich.

[5] Solange es möglich ist, soll man die Studien pflegen, insbesondere der begabte St. in seiner aristokratischen Stadt trotz deren in St.s letztem Brief beklagten Mängel.

[6] M. kennt die Höfe, doch er preist St.s Lehrerdasein,

[7] veranlaßt durch dessen Unzufriedenheit. Grüße an [Nikolaus] Gerbel, [Johannes] Sapidus und Krafft [Müller].

Fundort:
CR 4, 903-905 Nr. 2582. ‒ MBW.T 12.
Datierung:
Datum: Die Nachricht vom persönlichen Erscheinen des französischen Königs im Feldlager teilt M. mit ähnlichen Worten am 3. Juli 1543 seinem in Aachen weilenden Reisebegleiter Hieronymus Schreiber mit (3271.3). Ein niederländisches Entsatzheer für die seit 16. 10. 1542 besetzte (⇨ 3072), von Truppen des Hz. Wilhelm von Kleve-Jülich belagerte jülichische Stadt Heinsberg zog nach einem Gefecht am 21. Juni am 23. vor Sittard und dann zurück nach Maastricht, vgl. den von W. Crecelius hrsg. Bericht: Zs. des Bergischen Geschichtsvereins 23 (1887), 148-150. Am 11. Juli berichtet darüber Johannes Guinterius aus Koblenz nach Straßburg: Pol. Corr. Straßburg 3, 413 Nr. 390. Daß St. selbst nach Bonn kommen würde — am 12. Juli beendete er seinen Besuch (⇨ 3273.1) —, wußte M. bei der Niederschrift von 3270 noch nicht.

Normdaten
Personen:

Franz I. von Frankreich: http://d-nb.info/gnd/118534947

Gerbel, Nikolaus: http://d-nb.info/gnd/118985949

Guinterius, Johannes: http://d-nb.info/gnd/100349129

Karl V., Kaiser: http://d-nb.info/gnd/118560093

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Müller, Krafft: http://d-nb.info/gnd/120988534

Sapidus, Johannes: http://d-nb.info/gnd/130816124

Schreiber, Hieronymus: http://d-nb.info/gnd/119824574

Sturm, Johannes: http://d-nb.info/gnd/118757598

Wilhelm von Kleve-Jülich: http://d-nb.info/gnd/118807358