Melanchthons
Briefwechsel

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M. an Veit Dietrich in Nürnberg. - [Wittenberg], 26. Oktober 1539

[1] M. ist 42 Jahre alt; dieses Lebensjahr wurde für Rudolf Agricola, [Johannes] Regiomontanus u. a. verhängnisvoll; er fühlt seine Kräfte schwinden und empfiehlt D. für den Fall seines Todes seinen Sohn [Philipp].

[2] Antwort über die Absolution.

[3] An Osianders [Verantwortung des Nürnbergischen Katechismi. Nürnberg, Leonhard Milchtaler, 1539] beanstandet M. bei grundsätzlicher Zustimmung doch die eigenwillige, von der aristotelischen Anthropologie abweichende Behandlung der Sündenlehre, wogegen M. sich an die überkommene Terminologie hält, und er stellt auch Abweichungen von Paulus fest. M. behandelt das Thema in De anima, wozu er eine theologische Ergänzung verfassen will.

[4] Gestern wurde [M.s Schwägerin Anna Münsterer geb. Krapp] begraben, heute Sebald [Münsterer] selbst. Viele, unter ihnen die Brüder [Johannes und Christoph] Geuder und ein anderer Nürnberger [NN], starben an der Seuche. Die Studenten fliehen, doch M. scheut eine Verlegung der Universität wegen Versorgungsschwierigkeiten, und weil vor drei Jahren das Gerücht aufkam, er habe die Verlegung [nach Jena, ⇨ 1591ff] gewünscht, um seine neue Lehre zu verkünden.

[5] Der Streit zwischen [Lgf. Philipp von Hessen und Kf. Joachim II. von Brandenburg mit Hz. Heinrich von Sachsen] um die Erbschaft [Hz.] Georgs [von Sachsen] beeinträchtigt die Förderung der Universitäten und der Stipendiaten. M. hat De officio principum [⇨ 2270.2] veröffentlicht, worin er auch die Vernachlässigung des Bildungswesens anprangert.

[6] Von Krafft [Müller, ⇨ 2290] wird D. erfahren haben, daß M. dieser Tage auf Einladung des Kf. Joachim in der Mark Brandenburg war; M. bedauert, daß [Georg Witzel] an den Beratungen teilnahm, und berichtet über die am 1. November in Kraft tretenden reformatorischen Maßnahmen.