Melanchthons
Briefwechsel

2061

MBW 2062

2063

M. an Kf. Johann Friedrich von Sachsen. Dt. - [Wittenberg], 10. Juli 1538

[0] M. als Rektor der Universität rechtfertigt sein Verhalten im Fall Lemnius.

[1] M. versichert, daß er das Schmähbüchlein des [Simon] Lemnius [Epigrammaton libri duo. Wittenberg 1538; vgl. H 40c], in dem auch er selbst (der doch dem Lemnius vom Augsburger Rat eine Unterstützung verschafft hatte [⇨ 1988]) und seine Frau in ungerechter Weise angegriffen werden, nicht gekannt hat,

[2] bis ihm [der Drucker Nikolaus] Schirlentz am Samstag [dem 8. Juni] um 5 Uhr [nachmittags] zwei Exemplare schickte, wovon er eines dem Notar [der Universität Konrad Lagus] gab.

[3] Erst an Pfingsten [9. Juni] sah er, daß Carpenführer [der Karpfenhändler und Stadtkämmerer Matthias Meier], [Hans] Lufft u. a. darin angegriffen werden. Als nun eine Beschwerde des Stadtrats einging, ließ M. den Lemnius unter Arrest stellen, um am folgenden Tag über seine Relegation zu verhandeln, denn er hielt die Beleidigungen noch für Privatsachen.

[4] Erst am [10. Juni] fand er Anspielungen auf den Kf. oder auf Lgf. [Philipp von Hessen]. Da aber war Lemnius schon entflohen.

[5] M. entschuldigt sich, daß er ihn nicht sofort verhaften ließ, und versichert, er habe den Fall zunächst für eine inneruniversitäre Angelegenheit gehalten.

[6] Bitte um Verzeihung. Wieweit sein Schwiegersohn [Georg Sabinus], der ihm genug Kummer macht, beteiligt ist, weiß M. nicht.