M. an Justus Jonas [in Zerbst]. - [Wittenberg], 19. Februar [1538]

M. mißbilligt, daß in dem von Fremden bevölkerten [Zerbst] übertriebene Gerüchte über Studentenunruhen in [Wittenberg] verbreitet wurden. Die überhandnehmenden „stummen Würfelspiele“ [nach der Beschreibung in den untengenannten Rektoratserlassen handelt es sich um Mummenschanz mit Eindringen in die Häuser] wurden verboten. Streitigkeiten gab es keine. Lediglich dem Ambrosius [Reuter? Berndt?] wurden wieder die Fenster eingeworfen. M. wünscht der Versammlung [⇨ 2007] einen friedlichen Ausgang. Vom [Überbringer] Veit [Örtel?, Amerbach?] wird J. alles über Stadt und Universität erfahren.

Fundort:
CR 4, 104 Nr. 2148; MSA 8, Nr. 325. ‒ MBW.T 8.
Datierung:
Datum: Von CR mit M.s Erlaß vom 13. 2. 1541 (CR 4, 99f Nr. 2143) in Verbindung gebracht. Doch hier ist das Verbotene nicht, wie M. in 2000 ausdrücklich feststellt, als „ludi tesserarum muti“ bezeichnet, sondern als „ludus taxillorum mutus“, und daneben ist von Maskenumzügen und Gelagen die Rede, die in dem oben erwähnten Verbot nicht enthalten waren. Überdies war Jonas am 19. 2. 1541 nachweislich in Wittenberg (Brief an Georg Helt: Kawerau, Jonas-BW 1, 428f Nr. 543). In einem ähnlichen Erlaß, der in Scripta publica 1 (1560), B 3b-5b, unter Anfang 1540 gedruckt ist, wird das verbotene Spiel wie in 2000 bezeichnet, allerdings im Singular, und auch hier folgen weitere Verbote der teuren Gelage und des Waffentragens. 1540 scheidet für 2000 ebenfalls aus, da am 19. 2. 1540 M. und Jonas auf der Reise nach Schmalkalden in Leipzig waren (CR 3, 968f Nr. 1933; vgl. WAB 9, 63). Der von M. erwähnte Erlaß ist also verloren. In der Fastnachtszeit dürften immer wieder solche Verordnungen nötig geworden sein. Für 2000 scheiden aufgrund des Itinerars M.s auch die Jahre 1539 (⇨ 2147) und 1537 (⇨ 1841ff) aus, und 1536 (⇨ 1702f) ist wegen der schwierigen Situation der noch geteilten Universität unwahrscheinlich. Das positive Indiz, daß Jonas sich außerhalb Wittenbergs bei einer Versammlung befindet, ist nur für 1538 gegeben. Jonas war damals längere Zeit in Zerbst reformatorisch tätig und erlebte dadurch die Verhandlungen um Halle mit, vgl. MBW 1985; Kawerau, Jonas-BW 1, 273ff; Sehling 2, 499f.

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