M. an Joachim Camerarius in Leipzig. - [Wittenberg, 23. August 1559]

[1] M. empfahl [Reinbold Kreitfisch] aus Neuß dem Pfgf. Wolfgang [von Zweibrücken], der gerade die Entsendung von Pfarrern [in das Fürstentum Neuburg] erbat, und gab ihm auch einen Brief an [Konrad] Heresbach mit [9039].

[2] M. ist der zweiten Verhandlung am Hofe [in Dresden] gern ferngeblieben, denn die dortigen Schwierigkeiten sind dieselben wie an der Universität. M. hat den Glauben, daß Gebete wie die von C.s Frau [Anna] und Tochter [Anna Rudinger] erhört werden.

[3] Anbei ein Brief aus Ungarn [⇨ 9039.2]. Genesungswunsch für C.s Frau.

Fundort:
CR 9, 633f Nr. 6609; Cod. II, 467.
Datierung:
Datum: Von Cam. unter 1558 eingeordnet, offenbar weil in diesem Jahr am 16. oder 17. September C.s Tochter Anna Rudinger gestorben ist (⇨ 8728), deren Glaubensstärke M. auch in der Todesanzeige (CR 9, 614f Nr. 6598) und in 8731 gepriesen hat. Dies ist also ein terminus post quem. Ein weiterer ist das Ersuchen des Pfgf. Wolfgang, das zwar nicht überliefert ist, aber wahrscheinlich durch dessen Regierungsantritt in Pfalz-Neuburg nach Ottheinrichs Tod am 12. 2. 1559 (⇨ 8889.3) bedingt war. Die für Wolfgangs Stammlande bestimmte Empfehlung 8787 setzt ein solches Ersuchen nicht voraus. Der von M. vermiedene Besuch am Hof könnte der von Peucer am 10. März 1559 übernommene sein. Dann wäre 9038 zwischen 8887 vom 10. März und 8901 vom 22. März 1559 einzuordnen. Dagegen spricht, daß dann der erste Besuch am Hof, den M. nicht vermeiden konnte, nicht bekannt wäre oder sehr weit zurück läge, nämlich im Januar 1558 (⇨ 8502). Auch dürfte Wolfgang nicht so bald nach dem Erbfall nach neuen Pastoren gesucht haben, sondern erst, nachdem die Probleme mit dem bayerischen Wittelsbacher gelöst waren (⇨ 9055.2), also etwa zu der Zeit, als er in Neuburg seine Zweibrücker Kirchenordnung einführen wollte (⇨ 9069.1). Die Widmungsvorrede vom August 1559 (9040) ist M.s öffentliche Antwort auf Wolfgangs Kirchenpolitik. In dieser Zeit schrieb M. auch an Heresbach (9039) und erwähnte dabei einen Brief aus Ungarn. Nicht erwähnt ist darin der Neußer Student; dies ist vom Wortlaut des Briefes an C. her nicht erforderlich, denn M. schreibt nur, daß er dem an Wolfgang Empfohlenen auch einen Brief an Heresbach mitgegeben habe. 9038 dürfte also an demselben 23. August 1559 abgegangen sein. Damit ist das erste Gespräch mit dem Hofe in angemessener Nähe: Anfang Juli 1559 war M. in Dresden und mußte bei dieser Gelegenheit einen Ehefall begutachten (8994). Über eine weitere Beratung, anscheinend über Universitätsangelegenheiten, zu der M. nicht kommen mußte, hat offenbar C. geschrieben. — Studenten aus Neuß gibt es um diese Zeit in Leipzig nur zwei, Reinbold Kreitfisch, der im Sommersemester 1555, und Arnold Gretfisch, der im Wintersemester 1557/58 immatrikuliert wurde. Nur Reinbold ist auch in Wittenberg eingeschrieben, und zwar am 13. August 1557 (Album 332b: Erdfisch). Schon am Tag darauf erwarb er den Grad des Baccalaureus artium (Köstlin 1891, S. 6: Kretfischer). An demselben Tag reiste M. zum Wormser Religionsgespräch ab (⇨ 8308). Den frischen Bakkalar hat er vermutlich noch wahrgenommen. Zwei Jahre danach konnte dieser das für ein Pfarramt nötige Alter erreicht haben.

Normdaten
Personen:

Camerarius, Joachim: http://d-nb.info/gnd/118518569

Heresbach, Konrad: http://d-nb.info/gnd/119384817

Kreitfisch, Reinbold: http://d-nb.info/gnd/120257319

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Ottheinrich von der Pfalz: http://d-nb.info/gnd/118738712

Peucer, Caspar: http://d-nb.info/gnd/118790676

Wolfgang von Zweibrücken: http://d-nb.info/gnd/101953399