M.: Gespräch mit Hartmann Beyer im Haus des Claus Bromm. - [Frankfurt/Main, 8. Dezember 1557]

Während eines Gastmahls sprach man über die Glaubensflüchtlinge [⇨ 8204.5; ⇨ 8216.3]. M. griff B. an und verlangte, daß er und seine [geistlichen] Kollegen diese Fremden wie der Rat behandeln und nicht auf ihre Vertreibung hinarbeiten sollten, wobei er [Tilemann] Heshusen erwähnte. B. antwortete, die Geistlichen hätten in ihrer Eingabe an den Rat nicht die Vertreibung der Fremden gefordert, sondern die Annahme der CA mit Apologie und [Wittenberger?] Konkordie und der [Frankfurter] Zeremonien, und er erinnerte M. an seine Warnung vor den Fremden, als im [April] 1554 B. und Peter Braubach in Leipzig waren und M. im Hause des [Joachim] Camerarius in Gegenwart von Engländern [⇨ 7155.4] und anschließend in Wittenberg besuchten; damals habe M. unter Hinweis auf Bremen [⇨ 8085 u. ö.] Uneinigkeit vorausgesagt und sogar an Johannes von Glauburg schreiben wollen, sich dann aber auf eine mündliche Botschaft beschränkt. M. verwies auf die inzwischen veränderte Situation und erregte sich über gewisse grausame Intriganten; in der Lehre bestünde Konsens mit den Fremdengemeinden, die nur die Abendmahlslehre für erklärungsbedürftig hielten wie übrigens auch er, und er griff namentlich [Joachim] Westphal an. B. erläuterte die Abendmahlslehre der Frankfurter, die mit M.s Büchern und der Kölner Reformation von M. und Bucer [⇨ 3239.1] übereinstimme. M. war zufrieden und hieß B. wiederkommen. Zeugen waren der Darmstädter Superintendent Peter Foltz und Hubert [Languet, sowie Claus Bromm, Georg Cracow, Paul Eber, Caspar Peucer, Johannes Pistorius, Jakob Runge].

Fundort:
Referiert von B. in seinem Bericht aus dem Jahr 1561: G. E. Steitz, Die Melanchthons- und Luthersherbergen zu Frankfurt am Main (1861), 45-47, bes. 46 [H 2058]; von Hubert Languet an Calvin, 15. 3. 1558: CR 9, 483-487 Nr. 6479 und CR 45 = Calv. 17, 88-92 Nr. 2830; auch bei J. Classen, Über die Beziehungen Melanchthons zu Frankfurt am Main (Schulprogramm Frankfurt a. M. 1860), 33f [H 1961]; vgl. K. Bauer: ARG 22 (1925), 55; ders., Valérand Poullain (1927), 189-191 (kritisch zu B.s Bericht über M.s Äußerung 1554).
Datierung:
Datum: Laut B. auf der Rückreise vom Wormser Religionsgespräch in Frankfurt. Dort traf M. am Mittag des 7. Dezember 1557 ein und zog am 10. weiter (bei ⇨ 8446). Am 8. schrieb Peucer an Sigismund Melanchthon in Wittenberg, man wolle an diesem 8. aus bestimmten Gründen in Frankfurt bleiben, aber dann unverzüglich nach Hause reisen (CR 9, 395f Nr. 6417). Der Aufenthalt am 9. war also nicht von Anfang an geplant. Deshalb hat das Essen mit den Freunden und Kollegen gewiß schon am 8., wenn nicht gar am Abend des 7., stattgefunden.

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