M. an Joachim Camerarius in Nürnberg. - [Wittenberg], 24. Juli [1529]

782

[1] Die tägliche Arbeit hat M. von seinem anhaltenden Kummer über das nach dem Reichstag Erfahrene [⇨ 781ff (Bündnis]) etwas abgelenkt. Die Unruhen in der Schweiz [Erster Kappeler Krieg] sollen von Kg. [Ferdinand] geschürt worden sein; M. bereut deshalb weniger, daß er [auf dem Speyrer Reichstag] nicht in dessen Sinne [gegen Straßburg, ⇨ 782.4] gewirkt hat.

[2] Kg. [Ferdinand] ist gegen die Türken nicht gerüstet. Die mit französischem Geld getätigten Werbungen [Hz. Ulrichs] von Württemberg in Niedersachsen werden von den Braunschweigern [Hz. Ernst und Hz. Heinrich?] blockiert.

[3] M. ist verärgert über die unzulängliche Benachrichtigung vom Tode seiner Mutter [Barbara Hechel] durch seinen Bruder [Georg Schwartzerdt].

[4] M. dankt für Occams Dialogus, der ihn enttäuscht hat, und schickt versprochenermaßen philosophische Schriften des Plutarch, über die er auch abfällig urteilt.

[5] M. will des C. Anregung folgen und nicht mehr an Erasmus schreiben, um den er sich nie sonderlich bemüht habe und dessen schädlicher Einfluß auf die Theologie, insbesondere als Urheber der [zwinglianischen] Abendmahlslehre, aber auch bezüglich der Christologie (Arius), Rechtfertigungslehre und Obrigkeit, nur durch Luthers Auftreten abgewehrt wurde.

[6] M. schreibt gegen die Zwinglianer [⇨ 800.2] und plant ein Handbuch der Glaubenslehre [→Suppl. 5/2, LI f; MSA 7/2, 95f Anm. 18]. Er bedauert das Fehlen solcher Schriften aus der Dogmengeschichte.

[7] M. schickt eine Aufstellung von Maßen und Münzen [⇨ 792.2] und bittet um diesbezügliche Auskünfte mit Hinweis auf Sebastian [Roth aus] Auerbach.

[8] M. schickt Michael [Roting] seine verbesserte Dialektik [⇨ 789.2].

[9] Er bittet C. um Auskünfte für die Revision von [Luthers] Übersetzung des Neuen Testaments.

[10] Empfehlung des Johannes [Koch].

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Fundort:
CR 1, 1082-1084 Nr. 624; MSA 7/2, 92-98 Nr. 133; Cod. I, 411. ‒ MBW.T 3.

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