M. an Joachim Camerarius [in Leipzig].
- [Wittenberg, ca. 17. Dezember 1555]
[1] Segenswunsch zum neuen Jahr. Die Sterne und die Vorbereitungen lassen Fürstenkriege und Theologenstreit befürchten. [Georg Schwartzerdt] schreibt, daß die Württemberger mit der Rückkehr des [Mgf. Albrecht von Brandenburg-Kulmbach] und der Vernichtung der Bischofsmacht prahlen. M. denkt täglich beim Anblick seiner [Enkel]töchter [Sabinus, ⇨ 7661.1] an diese Wirren und betet.
[2] Das polemische Buch des [Caspar] von Schwenckfeld [⇨ 7807.2] hat M. noch nicht gesehen. Dessen Vertrautheit mit den Württembergern ist bekannt. [Pietro Paolo] Vergerio und seinesgleichen denken wohl an Umsturz.
[3] Empfehlung des Überbringers Laurentius [Rulich].
Fundort:
CR 8, 632f Nr. 5894; Cod. II, 425.
‒ MBW.T 25.
Datierung:
Datum: Die Bemühungen des geächteten Mgf. Albrecht um seine Rückkehr aus Frankreich fanden auf dem Augsburger Reichstag durch Kg. Ferdinand am 24. September 1555 einen positiven Bescheid; vgl. J. Voigt, Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (1852), 2, 245ff. Albrecht nahm am 11. November dazu Stellung. Ende Januar 1556 kehrte er nach Deutschland zurück (Voigt 242). Verbindungen zu Hz. Christoph von Württemberg, mit dem er befreundet war (Voigt 251), werden in dieser Sache nach dem 5. November erwähnt; vgl. Ernst, Christoph-BW 3, 338 Nr. 169 Anm. 1; 360 Nr. 191. Der Neujahrswunsch weist in den Dezember. Damit läßt sich durch § 3 das genauere Datum gewinnen: Laut 7663 vom 12. Dezember sollte Rulich, der 7666 überbrachte, „intra triduum aut circiter“ abreisen. Die Acta Rectorum verzeichnen als Tag seiner Ankunft den 20. Dezember 1555 (Zarncke 446 Nr. 14), nicht den 26., wie Zinck (bei ⇨ 7626), 9, irrtümlich angibt. Rulich dürfte also ein wenig später als am geplanten 15. abgereist sein. Vielleicht aber hat er sich unterwegs noch irgendwo aufgehalten.