M.: Gutachten [für Hz. Philipp von Pommern]. - [Wittenberg, vor 13. September 1555]

[1] M. hat [das Protokoll des Stettiner Kolloquiums mit Petrus Artopoeus vom April 1555: Brüssel BR, Ms. II, 180, f. 4r-49v] ganz gelesen und billigt die darin verteidigte Lehre.

[2] Es geht nicht nur um einen Wortstreit, denn Osiander weicht grundlegend von den [lutherischen] Kirchen ab; der Blick auf die wesentliche Gerechtigkeit führt nicht zur Verheißung der Barmherzigkeit und zerstört den [Gewissens]trost.

[3] Zumindest aber ist die Ausdrucksweise mißverständlich, weshalb weder Artopoeus noch sonst jemand Osianders Lehrweise vertreten darf. Hartnäckige sollen abgesetzt werden.

[4] Unterschriften.

Fundort:
Eigenhändig: Brüssel BR, Ms. II, 180, f. 50v-53v.
Datierung:
Datum: M.s Begutachtung bezieht sich auf das Protokoll der Synode, die am 31. 3. 1555 in Stettin zusammentrat, um mit Petrus Artopoeus zu verhandeln; vgl. H. Heyden, Kirchengeschichte Pommerns 2 (1957), 51. Nach Wittenberg gebracht wurde dieses Protokoll von Jakob Runge. Dies geht aus 7612f hervor. M. nahm Runge zunächst mit nach Dessau (⇨ 7583f). Dann kehrte er nach Wittenberg zurück, um die Anfragen aus Pommern zu erledigen. Am 5. und 10. September spricht er von dieser Aufgabe (7577.3; 7584.3). Am 13. wurde das Gutachten über den Frederschen Streit ausgefertigt (7587), und an demselben Tag reiste M. mit Runge u. a. nach Nürnberg ab; dies berichtet Georg Maior in einem Brief an Albert Hardenberg von 16. 9. 1555: Abschrift Straßburg StA, AST Nr. 181, f. 255v. Das Artopoeus-Protokoll hat er demnach vorher gelesen. Er hat an vielen Stellen Streichungen, Korrekturen und Randbemerkungen angebracht. Seine Beurteilung haben auch Johannes Bugenhagen, Johannes Forster, Georg Maior, Peter Richter und Paul Eber unterzeichnet — dieselben wie 7587 — sowie zahlreiche pommersche Theologen. 7585 und 7587 dürften gleich damals und nicht erst mit 7612 nach Pommern geschickt worden sein. — Eine um 1700 entstandene Abschrift der in Brüssel aufbewahrten Originalakte befindet sich in Jena UB, Ms. Bud. fol. 370. Vgl. auch H 1377.

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