M. an Georg Cracow [in Wittenberg]. - [Wittenberg, April 1555]

M. freut sich über den Brief des Jakob [Runge an C.] ebenso wie über die Zusendung durch C. Er selbst bekam keinen Brief, nimmt das Schweigen aber nicht übel, denn es gibt viele Hinderungsgründe, insbesondere weil die Erwähnung dogmatischer Themen gerade in der gegenwärtigen Zeit große Sorgfalt verlangt. M. erwartet aber auf der bevorstehenden [Leipziger] Messe einen Brief [von Runge].

Fundort:
Bds. 466f Nr. 477. ‒ MBW.T 25.
Datierung:
Datum: Der Adressat ist aus dem Kontext der Überlieferung in Dresden HSA, Loc. 8573 Allerlei Schreiben von und an Dr. George Crackauen 1559-1574, Bd. 3, f. 35r gegeben. Hinweise auf die Chronologie sind dieser ungeordneten Sammlung leider nicht zu entnehmen. Der Jakob, der aus dogmatischer Vorsicht nicht an M. schrieb, ist gewiß nicht der unbemittelte Wibenius, den M. dem Runge empfahl (so Bds.), sondern dieser selbst. Daß Runge an seinen nur wenig älteren Landsmann leichter schrieb als an seinen Lehrer M., ist verständlich (⇨ 7865.1). Auch M. zeigt dafür Verständnis und vermutet, daß Runge durch Vorsicht gegenüber dogmatischen Feinheiten gehemmt sei. Dies dürfte ein Hinweis auf den Osiandrismus sein, bei dem es wirklich um diffizile theologische Bestimmungen ging. In Pommern entzündete sich der Streit um Petrus Artopoeus. Am Sonntag Judica 1555, dem 31. März, trat in Stettin eine Synode zusammen, um mit ihm zu verhandeln. Das Protokoll wurde erst im August an M. zur Begutachtung geschickt; der Abgesandte war Runge (⇨ 7585). Offenbar wollte oder durfte er nicht schon im April darüber an M. schreiben. M. selbst verhielt sich ähnlich (⇨ 7457). Sein Billet an C., der sich offenbar am gleichen Ort wie M. befand, nämlich in Wittenberg, ist nicht lange vor einer Handelsmesse geschrieben, wofür nur eine Leipziger in Betracht kommt, die M. oft und gerne besuchte, so auch um den 10. Mai 1555 (⇨ 7459.3; ⇨ 7487f). 7480 ist also mit großer Wahrscheinlichkeit im April 1555 geschrieben.

Normdaten