Guillaume Postel an M. [in Wittenberg]. - [Wien, Februar 1554]

Ehemals 7092.

[1] P. fordert M. und die Anhänger Luthers auf, die kirchliche Einheit herzustellen, indem sie die Andersgläubigen überzeugen oder sich den Katholiken anschließen.

[2] Differenzen um Lehre und Kirchengüter versperren beide Möglichkeiten. Deshalb weist P. den Weg der Vernunft.

[3] Die vorreformatorische Zeit war in drei Perioden gegliedert: Promissio, Repromissio und Institutio Ecclesiae. Autorität war in dieser Zeit die Welt, die durch Vernunft geleitet werden muß.

[4] P. entwirft ein vernunftgemäßes Bild des Antichrists.

[5] Die Lutheraner leugnen den Primat des Papstes.

[6] Da nur der in der Welt am höchsten Stehende die größte Sünde begehen kann, ist Luthers These, der Papst sei der Antichrist, nur richtig, wenn man diesem den ersten Rang zugesteht.

[7] Rom als Sitz des Antichrists.

[8] Wie Kaiphas sich über Christus stellte, so ordnete das Trienter Konzil den jetzigen Papst Julius III. dem Heiligen Geist über, indem es ihn nicht an seine Entscheidungen bindet. Das Zugeständnis, über dem Konzil zu stehen, erreichte Papst Paul III. vom Trienter Konzil und von Kg. Franz I. von Frankreich. So beginnt mit Paul III. und Julius III. die Zeit des Antichrists.

[9] Unterschied zu den letzten 500 Jahren (erwähnt: Juan de Torquemada).

[10] Der Papst, umgeben von den Jesuiten des Ignatius [von Loyola], ist der Vorläufer des Antichrists.

[11] Auch Julius III. und seine Nachfolger sind als von Menschen eingesetzte Autoritäten anzuerkennen bis zur Restitution der res publica Christiana in Jerusalem.

[12] Der päpstliche Primat entspricht der Vernunft.

[13] P. lehnt seine geschichtliche Herleitung ab. Die Kirche braucht eine hierarchische Struktur.

Fundort:
J. Kvačala, Postelliana: Acta et commentationes Imperialis Universitatis Jurievensis 23/2 (Tartu 1915), 33-43 mit XIV-XVI [H 3159a]; vgl. J. Kvačala: ARG 15 (1918), 163-166. ‒ MBW.T 24.
Datierung:
Datierung wie 7417b.

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