M. an Joachim Moller [in Celle]. - [Wittenberg], 18. Februar [1555]

[1] Über die brüderliche Liebe anläßlich eines Besuchs von [Heinrich] Moller bei Mo.

[2] M. sieht immer noch Gefahren für Mo.s Gegend. In Köln wurde am Dreikönigstag [vielmehr am 13. Januar 1555] ein Priester [Adam Ferber] wegen seiner Predigt von Frauen aus der Kirche [St. Lorenz] gejagt und verletzt.

Fundort:
CR 8, 435 Nr. 5741 (Z. 12: Magorum mulieres; Z. 17: alieniores). ‒ MBW.T 24.
Datierung:
Jahr: Welcher Bruder Mo.s den Brief überbringt, wird nicht gesagt. Doch die große Herzlichkeit in M.s Worten weist auf Heinrich, der wie Joachim bei M. wohnte (⇨ 7842) und später sogar Professor in Wittenberg wurde. Er wurde am 14. 6. 1546 eingeschrieben (Album 234a), am 24. 2. 1551 Magister und am 7. 7. 1554 in den Senat aufgenommen (Köstlin 1891, S. 11 und 27). Damals wohnte er — wie einst sein Bruder Joachim — bei M. (⇨ 7198), und Hamburg war bedroht (ebd.). Im November und Dezember 1554 hatte Joachim Hoffnung auf Frieden, doch M. blieb pessimistisch (⇨ 7343; ⇨ 7369). In 7413 sieht M. immer noch eine Gefahr für Niedersachsen, und im Februar 1555 hatte er dahin weisende Nachrichten (⇨ 7402). Aber insgesamt ging der innerdeutsche Krieg zu Ende; ‚adhuc‛ gibt einen Sinn. Das schon von CR vermutete Jahr 1555 ist also recht wahrscheinlich. Ausschließen lassen sich die Jahre 1553 wegen 6786, 1556 wegen 7720 und 1557, weil zwischen der Abreise des Paul von Eitzen am 28. Januar (CR 9, 65 Nr. 6178) und dem Brief vom 10. März (CR 9, 117 Nr. 6210) kein Brief M.s an Mo. abging. Bestätigt wird diese aus M.s Briefen gewonnene Datierung durch das Kölner Vorkommnis; vgl. L. Ennen, Geschichte der Stadt Köln, Bd. 4 (1875), 764-770: Die Pfarrgemeinde St. Lorenz wählte nach Differenzen mit dem Dompropst über die Nachfolge ihres 1553 verstorbenen Pfarrers im Sommer 1554 den evangelisch gesinnten Heinrich von Kempen eigenmächtig zum Pfarrer. Am 5. Januar 1555 kam Eb. Adolf von Schaumburg, Eb. von Köln, zwang ihn zur Resignation und setzte am 12. Januar, einem Samstag, den Domprediger Adam Ferber aus Kempen als Pfarrverweser ein. Schon in der Frühmesse des 13. (die Oktav von Epiphanias) wurde er am Besteigen der Kanzel gehindert, verprügelt und unter Morddrohungen aus der Kirche gejagt, wobei sich einige Frauen besonders hervortaten.

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