M. an Joachim Camerarius [in Leipzig]. - [Dessau, 13. Juni 1553]

[1] Verse des C. trösten in dem öffentlichen und privaten Unglück. M. und andere kamen zu Fürst [Georg] von Anhalt, um über den Streit des [Franciscus] Stancarus zu beraten. Doch der Fürst ist unheilbar krank, was C. auch von [Daniel] Stibar schrieb.

[2] Wegen der Angelegenheit des Caspar [Landsidel?] wird die Herrin [NN] vermutlich noch einmal an M. schreiben. Da Caspar zögerlich antwortete, schrieben die Juristen ohne M. über einen Friesen [NN], der aber weder am Hofe noch bei Gericht verwendet werden kann.

[3] M. wird an C. schreiben, solange es möglich ist. Auch wenn der Krieg heranrückt, wird M. bei seiner kranken Frau [in Wittenberg] bleiben. Doch C. soll sich überlegen, ob er in einer belagerten Stadt [Leipzig] bleiben will. Gebet. Wenn möglich, soll C. sich zu Fürst Joachim [von Anhalt in Dessau] begeben.

Fundort:
CR 6, 315f Nr. 3658; Cod. II, 237. ‒ MBW.T 23.
Datierung:
Datum: § 3 von Cam., danach CR und noch Christmann (1902), S. 21f, mit dem Schmalkaldischen Krieg in Verbindung gebracht, wodurch M.s Tagesangabe „Postridie Solstitii“ nicht wie sonst immer auf die Sommersonnenwende, sondern auf die des Winters bezogen werden muß, die aber von M. „Bruma“ genannt wird. Die Erwähnung des Stancarus-Streits § 1 jedoch macht diese Deutung unmöglich und weist auf das Jahr 1553, in dem die Sommersonnenwende am 12. Juni war, vgl. T. Lederle: ARG 67 (1967), 309. So schon Knaake (vgl. MBW Bd. 1, S. 40) und P. Flemming: ThStKr 85 (1912), 593 Nr. 3658 [H 3118]. Bestätigt wird diese Datierung durch 6855, durch die schwere Erkrankung der Frau M.s seit April (⇨ 6804.2 u. ö.), auch durch den Tod des Fürsten Georg (⇨ 7009). Stibar starb 1555 (⇨ 7575.1). Die ernste Kriegsgefahr wurde durch den Zug des Mgf. Albrecht von Brandenburg-Kulmbach durch Thüringen ausgelöst (⇨ 6856.2) und gipfelte in der Schlacht von Sievershausen (⇨ 6894). § 2 ist nicht geklärt. Offenbar handelt es sich um das Stellenangebot einer adligen Dame. Da der Leipziger Universitätslehrer Magister Caspar Landsidel zu einem Stellenwechsel bereit war oder ihn vielleicht sogar suchte (⇨ 7084.1; ⇨ 7089), dürfte er der von M. Vorgesehene sein und nicht Caspar Jungermann, der zunächst den Magistergrad erwerben mußte (⇨ 7047.2; ⇨ 7059.2).

Normdaten
Personen:

Albrecht von Brandenburg-Kulmbach: http://d-nb.info/gnd/118647776

Camerarius, Joachim: http://d-nb.info/gnd/118518569

Georg von Anhalt: http://d-nb.info/gnd/118716891

Joachim von Anhalt: http://d-nb.info/gnd/130468827

Jungermann, Caspar: http://d-nb.info/gnd/136052347

Landsidel, Caspar: http://d-nb.info/gnd/124452965

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Melanchthon, Katharina: http://d-nb.info/gnd/130475483

Stancarus, Franciscus: http://d-nb.info/gnd/119836998

Stibar, Daniel: http://d-nb.info/gnd/124887619