M. an Georg Buchholzer in Berlin. - [Wittenberg], 6. Dezember [1548]

[1] Abgesehen von der allgemeinen Vergänglichkeit der menschlichen Werke, der viele Hochschulen wie die in Jerusalem, [Alexandria], Antiochia zum Opfer fielen, besteht kein Anlaß, an eine Auflösung der Universität [Wittenberg] zu denken. Theologische und philosophische Werke, vor allem die Übersetzung der Bibel, begründen ihr Ansehen bei der Nachwelt.

[2] [Auf B.s Frage] nach dem Gelübde des Paulus [Apg 18, 18] antwortet M., es sei keinesfalls ein heidnisches gewesen. Ferner gesteht M. zu, daß man in der Kirche um der anderen willen bei Adiaphora auch Knechtschaft ertragen kann, jedoch keine Irrtümer und verwerflichen Kulte, wie die Weihe des Öls, dulden darf. Man kann das [Interim] nicht loben, wenn in Württemberg und anderswo fromme Pastoren durch die Bischöfe aus ihren Gemeinden vertrieben werden.

Fundort:
CR 7, 230 Nr. 4419; vgl. G. Kawerau: JBrKG 9/10 (1913), 59 Nr. 30 [H 3134]. ‒ MBW.T 19.
Datierung:
Jahr: Offenbar ist § 2 das Augsburger Interim gemeint. Daß die Zukunft der Universität Wittenberg noch unsicher sei, verbreitet M. am 3. Dezember 1548 (⇨ 5367.2).

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