NN an M. in Wittenberg. - [Italien, ca. 10. Juli 1546]

[1] In drei Briefen berichtete N., daß der Kaiser in Regensburg im Bunde mit dem Antichrist [Papst Paul III.] den [Protestanten] den Krieg erklärte, doch vorgeblich nur den ungehorsamen, in der Absicht, den [Schmalkaldischen] Bund zu spalten. Seine Hauptgegner sind die Kff. [Johann Friedrich] von Sachsen, [Hermann] von Köln, [Friedrich II.] von der Pfalz und vor allem Lgf. [Philipp] von Hessen. Doch Gott wird diese Pläne vereiteln.

[2] In Trient, in [Kg.] Ferdinands Gebieten, in Regensburg und in Mailand werden Soldaten für den Kaiser geworben. Die Päpstlichen können ihre stehenden Truppen rasch mobilisieren.

[3] Der Papst hat dem Kaiser versprochen, den ganzen Juli hindurch Truppen nach Deutschland zu schicken, 12000 zu Fuß und 800 Reiter. Oberbefehlshaber werden Ottavio [Farnese] und Kardinal [Alessandro] Farnese sein. Der Kaiser sähe lieber Kardinal [Cristoforo Madruzzo] von Trient in diesem Amt, um den Anschein eines Religionskrieges gegen alle Protestanten zu vermeiden. Es werden auch noch 11000 Spanier erwartet. Das ganze Heer soll zum 27. Juli bei Bologna versammelt sein und dann nach Deutschland geführt werden.

[4] Das Trienter Konzil wurde gegen den Willen des Kaisers geschlossen.

[5] Die Heere des Kaisers und des Papstes. Die Hzz. [Cosimo] von Florenz, [Ercole II.] von Ferrara und [Kardinal Ercole Gonzaga] von Mantua werden zahlen, wenn der Krieg gegen die Häretiker erklärt wird. Venedig verlangte zuvor ein Urteil der gesamten Kirche.

[6] Dieser Krieg wird von manchen [Katholiken] für leicht gehalten. Doch Gott wird helfen. Zuspruch und Fürbitte.

Fundort:
Abschrift: Wien ÖNB, Cod. 7589*, f. 15r mit 12r. ‒ MBW.T 15.
Datierung:
Datum: Vor 4341 desselben Absenders und vor dem § 3 genannten 27. Juli. § 1 bezieht sich auf die Erklärung des Kaisers vom 16. Juni 1546 (vgl. Pol. Corr. Straßburg 4/1, 130 Nr. 97 Anm. 5). Es liegen zwei oder drei Briefe N.s an M. zwischen dem 16. Juni und 4321. Die päpstlichen Truppenführer wurden am 4. Juli ernannt (H. Jedin, Geschichte des Konzils von Trient 2, 1957, 178). Der nicht dem tatsächlichen Geschehen entsprechende § 4 gibt nicht die Meinung der Kurie wieder, sondern die der Trienter Legaten, wie sie in den Schreiben vom 26. Juni (CT 10, 540-542 Nr. 451f) zum Ausdruck kommt. Der Befehl zum Bleiben vom 3. und 4. Juli (CT 10, 548-550 Nr. 457-459), in Trient am 8. Juli eingegangen (CT 10, 554 Nr. 463), war dem Berichterstatter bei Abfassung von 4321 noch nicht bekannt. Er dürfte ihm nicht lange verborgen geblieben sein.

Normdaten
Personen:

Farnese, Alessandro: http://d-nb.info/gnd/118686151

Farnese, Ottavio: http://d-nb.info/gnd/123490294

Ferdinand: http://d-nb.info/gnd/118532502

Friedrich II. von der Pfalz: http://d-nb.info/gnd/118535714

Gonzaga, Ercole: http://d-nb.info/gnd/121014711

Johann Friedrich d. Ä. von Sachsen: http://d-nb.info/gnd/118712373

Karl V., Kaiser: http://d-nb.info/gnd/118560093

Madruzzo, Cristoforo, Bf. von Trient: http://d-nb.info/gnd/12959203X

Medici, Cosimo de: http://d-nb.info/gnd/118638521

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Paul III., Papst: http://d-nb.info/gnd/118592068

Philipp von Hessen: http://d-nb.info/gnd/11859382X