M. an den Leser. Vorrede zu: Divinae scripturae, veteris ac novi testamenti, omnia [griechische Bibelausgabe]. Basel, Johannes Herwagen, März 1545. - [Wittenberg], 25. November 1544

[1] Höher noch als die Schöpfung schätzt M. die Offenbarungen und Taten Gottes. Zu deren Aufzeichnung und zur Überlieferung der rechten Lehre und Anrufung sammelt und erhält Gott die Kirche. Die Bibel ist also von den anderen Büchern ebenso qualitativ unterschieden

[2] wie von dem natürlichen Sittengesetz Gottes seine Verheißung der Erlösung; sie muß gelesen und bewahrt werden.

[3] Die gegenwärtige Buchproduktion der Klassiker dient auch der Kirche, mehr noch die Publikation der Bibel in Übersetzungen, vor allem aber nach den hebräischen und griechischen Quellentexten.

[4] Die Septuaginta ist zwar nur eine unzulängliche Übersetzung, hat aber ökumenische Bedeutung,

[5] ist zuweilen dem Urtext näher als die Vulgata, z. B. bei Joel 2, 13, und wird im Neuen Testament zitiert.

[6] Die Hinweise auf Gott in der Natur und das an den Strafen erkennbare Wirken der Vorsehung stellen die Frage nach der Offenbarung und führen damit zur Bibel. Deren epikureische Verächter werden durch den bald wiederkommenden Christus gestraft werden.

[7] Das Gebet um Erleuchtung läßt die Wahrheit, Heilsamkeit und Gewißheit der biblischen Lehre erfahren.

[8] Gebet zum Tempelweihefest.

Fundort:
CR 5, 535-540 Nr. 3082; vgl. CR 20, 779-782 Nr. 1. ‒ MBW.T 13.

Normdaten
Personen:

Herwagen, Johannes: http://d-nb.info/gnd/119707950

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485