M. an Georg Helt [in Wittenberg oder bei Fürst Georg von Anhalt]. Vorrede zu: M., Annotationes in evangelia, quae usitato more diebus dominicis et festis proponuntur. Wittenberg, Peter Seitz, 1544. - Wittenberg, [April] 1544

[1] Die Offenbarung Gottes ereignet sich in der Evangeliumsverkündigung, und Erwählte gibt es nur unter den Berufenen.

[2] Da Berufung der Umgang mit dem Evangelium ist,

[3] sind die Bibelstudien zu pflegen, auch im privaten Kreis, mit Gebet. Mit Publikationen soll man aber wählerisch sein. Doch die Zensur der Gelehrten wird mangels Unterstützung durch die Fürsten von den Druckern nicht beachtet.

[4] M.s häusliche Auslegung der Perikopen für Studenten bezog die Geschichte ein und zeigte die Unterschiede zu den philosophischen Religionen der Vernunft auf.

[5] M. ist aber unwillig, daß sie unverändert gedruckt wurde.

[6] Er unterwirft sich dem Urteil der [reformatorischen] Kirche.

[7] Die Methode der Auslegung verlangt Einbeziehung der gesamten Kirchengeschichte, Unterscheidung von Gesetz und Evangelium und menschlicher Vernunft. Die Exegese einzelner Stellen setzt das gesamte Lehrgebäude voraus,

[8] was der Prediger beachten muß.

[9] M. konnte das hier nur in Ansätzen leisten, doch verfehlen viele überhaupt dieses Ziel.

[10] Die aufgegebene Bewahrung sowohl der Wahrheit wie der Eintracht wird durch Verwendung der bewährten apostolischen Formulierungen erreicht. Neuerungen wie die der Wiedertäufer sind gefährlich.

[11] M. betet um heilsame Lehrer, und daß die Studien der Jugend und die Gemeinden nicht durch Türken und innere Unruhen zerstört werden, und er vertraut auf die Verheißung, daß die Kirche erhalten bleibt und seine wissenschaftliche Arbeit auch der Nachwelt nützt.

Fundort:
CR 5, 560-563 Nr. 3103 mit 14, 161 und 20, 783 Nr. IX. ‒ MBW.T 13.
Datierung:
Datum: Die letzte Auslegung ist zu Lätare 1544, dem 23. März, vgl. G. Buchwald, Zur Postilla M.s: ARG 21 (1924), 78-89, bes. 84 und 81 Anm. 1 [H 3241]. Am 16. Mai 1544 erwähnt Josef Levin von Metzsch in seinem Brief an Stephan Roth diese Vorrede, vgl. G. Buchwald, Stadtschreiber M. Stephan Roth in Zwickau in seiner literarisch-buchhändlerischen Bedeutung für die Reformationszeit: Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels 16 (1893), 231f Nr. 753 (dieses Quellenzitat wurde bei MBW 3410 mit Clemen irrtümlich auf Luthers Sommerpostille bezogen).

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