M. an Tilemann Fossanus [in Köln].
- [Bonn], 14. Juli [1543]
[1] Der Krieg und die Sorge um Kirche, Zucht und Studien dämpft die Freude am Gelehrtenbriefwechsel. Obwohl F. ihm gerühmt wurde und ihn sogar durch ein Geschenk dazu ermunterte, hatte M. Bedenken, ihm zu schreiben. Nachdem aber F. nun die zweite Sendung Papier geschickt hat, verlangt die Höflichkeit einen Dank.
[2] Daß ein Mann wie F. dem in einer kritisierten Sache [dem Reformationswerk] tätigen M. sein Wohlwollen zuteilwerden läßt, freut diesen über das Persönliche hinaus als ein Zeichen dafür, daß es solche Männer gibt, die bei aller Rücksicht auf die Machthaber die [reformatorischen] Erkenntnisse in der Kirche nicht untergehen lassen wollen und durch ihre Haltung Schlimmeres verhindern.
[3] [Die Protestanten] stehen nicht aus Eigennutz in Opposition zu [dem Kaiser], und M. selbst würde lieber seinen Studien leben. Er wird aber von den [papistischen] Gegnern daran gehindert. Er hofft, daß die Lehre der Kirche Christi von [den Evangelischen] angemessen entfaltet wurde. Gebet. Wie M. die von F. angebotene Freundschaft annimmt.
Fundort:
CR 9, 181f Nr. 6280.
‒ MBW.T 12.
Datierung:
Jahr: Tilman a Fossa, vom Graben, Gravius, war 1512-1544 Sekretär des Kölner Domkapitels (vgl. Allen 3, 25 n. 47). Seine Kontaktaufnahme mit M., auf die dieser zunächst nicht reagierte, ist nur während M.s Aufenthalt in Bonn verständlich.