Antonios Eparchos an M. [in Wittenberg]. Gr. - Venedig, 27. (oder 22.?) Februar 1543

[1] M.s allgemeine Bedeutung veranlaßte E., an ihn zu schreiben.

[2] Das Versagen der Machthaber in der Christenheit läßt E. befürchten, nach der Freiheit seiner Heimat Griechenland auch die seines Exils zu verlieren.

[3] Denn Suleimans Ziel ist nichts anderes als die Ausbreitung des Islam über die ganze Welt.

[4] Die selbstverschuldete Untätigkeit und Uneinigkeit der Machthaber der Christen ist der Herrschaft des Sultans unterlegen.

[5] Das unerläßliche Zusammenwirken von Herrscher und Volk

[6] ist im Reiche des Sultans gegeben, während die Christen unter sich zerstritten sind.

[7] Dieser Streit muß angesichts der äußeren Bedrohung vertagt werden.

[8] Allein M. kann die Deutschen veranlassen, untereinander und mit den Römern Frieden zu schließen.

[9] Die gewaltigen Rüstungen Suleimans machen dies erforderlich.

[10] Auch die Tiere sind bei Gefahr einig.

[11] Theologischer Streit ist in verzweifelter Lage unangebracht.

[12] Wenn der Sultan die Deutschen einig weiß, wird er nicht angreifen.

[13] M. kann seine Landsleute auch mit Beispielen aus der griechischen Geschichte überzeugen.

Fundort:
A. Eparchos, In eversionem Graeciae deploratio (Venedig 1544), Bl. δ1a-5a [H 61]; J. Camerarius, De invocatione Sanctorum (Leipzig 1545), Bl. D1a-E4b [H 68]; M. Crusius, Turcograecia (Basel 1584), 543-546 [H 520]; deutsche Übersetzung: E. Benz, Wittenberg und Byzanz (1949; 21971), 6-12 [H 3558]. ‒ MBW.T 12.
Datierung:
Zur Auflösung des Datums vgl. Hammer Bd. 3, Nr. *61. Vorausgesetzt wird, daß E. mit dem griechischen Monatsnamen einen Monat des römischen Kalenders bezeichnen wollte. Nach den modernen Lexiken lag der Elaphebolion im März/April. Von Camerarius und Crusius in ihren Editionen wird er aber mit Februar aufgelöst, und dies entspricht auch dem Calendarium Historicum des M.-Schülers Paul Eber. Daß M. diesen Brief, der über Augsburg und Torgau befördert wurde (wo jeweils eine Verzögerung anzunehmen ist), nachweislich am 8. April empfangen hatte (⇨ 3219.3), weist ebenfalls auf den Februar. Bei der Auflösung des Tagesdatums entsteht dadurch eine Unsicherheit, daß die letzte Dekade des griechischen Monats nicht nur wie die anderen aufsteigend, sondern auch wie im römischen Kalender absteigend gezählt wurde. Je nachdem erhält man den 27. oder 22. Crusius rechnete absteigend, Camerarius scheint jedoch den 27. zu meinen. Es ist zu vermuten, daß der Grieche Eparchos ebenfalls aufsteigend zählte.
Nachtrag:
Die Antwort erfolgte durch einen griechischen Brief des Camerarius an Matthäus Irenaeus vom 2. Juni 1544 (⇨ 3849.7). - Zusätzlicher Fundort: Georgios Johannes Zabira, Nea Hellas e hellenikon Theatron, Athen 1872, Repr. 1972 (Hetaireia makedonikon spoudon epistemonikai pragmateiai 11), 101-112; vgl. A. Tillyrides: The Patristic and Byzantine Revue 3 (1984), 101-112.

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