M. an Joachim Camerarius in Tübingen. - [Worms], 2. November [1540]

[1] Die Teilnehmerzahl ist größer, die Kämpfe werden heftiger sein als erwartet. Da [Nikolaus] Granvella, der bei Kaiser Karl in höchstem Ansehen steht, den Vorsitz des [Religionsgesprächs] führen wird, dürfte ein bestimmtes Ergebnis geplant sein. Gebet um eine gnädige Entscheidung.

[2] Für M. geht es um die umstrittene Lehre des Paulus, um die zentralen Themen Sünde, Gesetz, Evangelium, Glaube, Gebet, Trost, ferner um den Aberglauben vor allem in der Liturgie.

[3] Nicht geht es um die Kirchenverfassung, um die Stellung der Bischöfe. Die Verwendung der Kirchengüter für Bildungszwecke kann noch aufgeschoben werden, obgleich gegenüber der Härte der Gegner die Haltung der [Protestanten] M. zu weich erscheint.

[4] Die bevorstehenden Verhandlungen lassen wenig erhoffen angesichts der Ächtung Goslars und der Teilnahme von [Johannes] Eck, [Johannes] Cochlaeus, [Friedrich] Nausea, [Johannes] Mensing und dergleichen. Wenn sich dennoch die Gelegenheit bietet, wird M. die umstrittenen Lehren erläutern; da er keine Rücksichten auf Fürsten [bes. Lgf. Philipp von Hessen] mehr nimmt, ist er ruhiger als vorher. C. und seine Familie sollen für ihn beten.

[5] Grüße von Caspar Cruciger, [Simon] Grynaeus, Kilian [Goldstein], Franz [Burchard], [Justus] Menius. [Johannes] Brenz ist noch nicht da. Gruß an den Rektor [Leonhard] Fuchs.

[6] M. beklagt den Brand in Tübingen (das ihm eine zweite Heimat war) und vermutet Brandstiftung wie in Einbeck, in drei Städten im Hzt. Sachsen und einigen Dörfern im Anhaltinischen und im Gebiet der Stadt Magdeburg. Die Fürsten [Georg, Joachim, Johann] von Anhalt erzählten M., die Hintermänner [⇨ 2512] der Brandstifter seien ausgemacht.

[7] Ein Reichstag soll zum 6. Januar nach Regensburg vom Kaiser ausgeschrieben worden sein.

Fundort:
CR 3, 1125-1127 Nr. 2036; O fehlt. ‒ MBW.T 9.
Datierung:
Jahr: Eindeutig aus Worms 1540. Fuchs war im Wintersemester 1540 Rektor der Universität Tübingen.

Normdaten