[Martin Luther, Johannes Bugenhagen, Caspar Cruciger, Justus Jonas und M.]: Gutachten für die Stadt Minden.
- [Wittenberg, 23./24. Mai 1536]
Über die Zuständigkeit von Prediger und Rat.
[1-2] Der Prediger darf nur durch das Wort wirken, keine Gewalt anwenden und keine Änderungen in fremdem Zuständigkeitsbereich vornehmen.
[3] Der Rat hat keine Jurisdiktion über die Domherren und umgekehrt. Zulassen ist keine Billigung. Es geht um Gewissensentscheidungen.
Fundort:
Zusammenfassung Bugenhagens: WA 59, 716f.
‒ MBW.T 7.
Datierung:
Vff. wie 1739. Datum: Die Anfrage des Mindener Rats wurde vom Superintendenten Gerhard Oemcken überbracht. Er hatte auch Briefe an den Kf. Johann Friedrich von Sachsen abzuliefern, der sich damals in Torgau aufhielt (⇨ 1742). Mit Luthers Schreiben vom 21. 5. 1536 (WAB 7, 414f Nr. 3024 mit 13,242) zog er dorthin weiter. Es ist anzunehmen, daß dies am Tag nach seiner Ankunft in Wittenberg geschah, denn die politische Post, die abzugeben war, duldete üblicherweise keinen Aufschub. Das Gutachten der Wittenberger Theologen war damals noch nicht verfaßt. Andernfalls hätte Luther, der die Anfrage erwähnt, auch hierüber eine Andeutung machen müssen. Statt dessen bittet er loyalerweise den Kf. um Direktiven. M., der für die Formulierung solcher Gutachten zumeist unentbehrlich war, befand sich vom 19. bis 21. Mai nicht in Wittenberg (⇨ 1738). Am 29. Mai war Oemcken bei Jonas in Naumburg zu Gast (vgl. WAB 7, 415). Dorthin reiste Jonas am 26. Mai aus Wittenberg ab (⇨ 1743). Wahrscheinlich hat ihn Oemcken begleitet. Ein Grund, von Torgau nach Wittenberg zurückzukehren, war nicht nur die Entgegennahme des Gutachtens, sondern auch die Anwesenheit der oberdeutschen Theologen zum Abschluß der Konkordie (1744). Oemcken hat sich diese Versammlung gewiß nicht entgehen lassen. MBW 1739a ist also nicht am oder vor dem 21. Mai (so WA 59, 716) entstanden, sondern nach M.s Rückkehr gleichzeitig mit dem verwandten Gutachten für Augsburg (1739) oder kurz danach, jedenfalls bevor Jonas und Oemcken am 26. abreisten.
