M. an Wenzeslaus Linck [in Nürnberg]. - Wittenberg, 9. Oktober [1521]

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[1] M. erinnert L. an Luthers Meinung über die Messe und berichtet, daß die Wittenberger [Augustinereremiten] die Messe nach ursprünglichem Brauch als Mahlfeier mit Predigt begehen wollen, was ohne öffentliches Ärgernis geschehen könne, sogar den Beifall der Stadt finden würde. Das Meßformular würde beibehalten, aber die Privatmessen mit ihrer Käuflichkeit abgeschafft.

[2] Lediglich in der Frage, ob sub utraque kommuniziert werden soll, differieren Prior [Konrad Helt] und Konvent. M. versichert L., daß in der [Stadt]kirche der Laienkelch gereicht wird, hält seinem möglichen Einwand (Ruf des Hussitentums und Ablehnung in Nürnberg) das Gebot des Evangeliums und die Vermeidung des Ärgernisses entgegen und beschwört L. [in seiner Eigenschaft als Generalvikar der deutschen Augustinerkongregation], diesen vorbildlichen Schritt (neben dem die Opferpriester weiterhin fungieren werden), wenn nicht anzuordnen so doch zu dulden.

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Fundort:
CR 1, 894f Nr. 467; N. Müller: ARG 6 (1908/09), 181-183 Nr. 6 [H 3056] = Die Wittenberger Bewegung 2(1911), 21-23 [H 3102]; Suppl. 6/1, 163f Nr. 180; MSA 7/1, 141-143 Nr. 56 mit 7/2, 337. ‒ MBW.T 1.
Datierung:
Zu Datum und Inhalt siehe die Suppl. und MSA zitierte Literatur sowie U. Bubenheimer: ZSRG KA 49 (1973), 295-298.
Nachtrag:
Regest § 1 „Das Meßformular würde beibehalten“ genauer in MBW.T 1, 359: „Alle Texte des Meßformulars würden laut und unter Beteiligung der Gemeinde gesprochen.“ - Zu § 2 vgl. Richard Wetzel, Melanchthon und Karlstadt im Spiegel von Melanchthons Briefwechsel: Andreas Bodenstein von Karlstadt (1486-1541). Ein Theologe der frühen Reformation, hrsg. v. Sigrid Looß und Markus Matthias, Wittenberg 1998 (Themata Leucoreana), Anm. 63 und 71. - Letzte Zeile: KA 59 (nicht 49).

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