M. an Andreas Cricius, Bf. von Plock. - [Wittenberg], 27. Oktober 1532

884

[1] Der Eindruck, den M. von C. schon aus dessen durch Martin [Slap] übermittelten Aufträgen gewonnen hatte, wurde verstärkt durch C.s Brief, der von seiner Güte und seiner Stilkunst zeugt, besonders wo er die Religionsstreitigkeiten beklagt.

[2] M. konnte seit seiner Reise nach Augsburg nicht mehr schreiben [884]. Er gibt den Gegnern die Schuld an den Religionsstreitigkeiten, die er verabscheut,

[3] und schickt seinen Kommentar zum Römerbrief [⇨ 1276], worin er sich, ohne auf Streitfragen einzugehen, auf die religiösen Zentrallehren konzentriert und sogar für die [bischöfliche] Kirchenverfassung eintritt, was durch die Grausamkeit der Gegner erschwert wird.

[4] M. sieht auch die Fehler im eigenen Lager, kann aber den Gegnern keinesfalls zustimmen. Er rechnet mit einer baldigen [kriegerischen] Entscheidung in Deutschland, jedoch nicht mit einem Sieg der [Katholiken]. Deshalb hat er die [Bischöfe] immer zur Mäßigung ermahnt.

[5] Wenn C. ihm eine wissenschaftliche Zuflucht bietet, wird M. annehmen.

Fundort:
T. Wierzbowski, Materyaly do dziejów Piśmiennictwa Polskiego i Biografii Pisarzów Polskich 1 (1900), 41f [H 2873]; Acta Tomiciana 14 (1952), 747-749 [H 3582a]; MSA 8, Nr. 254. Übersetzung: G. Kawerau, Die Versuche, Melanchthon zur katholischen Kirche zurückzuführen (1902), 13f mit 78 [H 2919]. ‒ MBW.T 5.

Normdaten
Personen:

Cricius, Andreas: http://d-nb.info/gnd/129090832

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485