M. an Erasmus von Rotterdam [in Freiburg]. - [Wittenberg], 25. Oktober 1532

[1] Aus Anlaß eines zuverlässigen Boten beantwortet M. einen einige Monate zurückliegenden Brief des E., der ihn in den widerwärtigen [religionspolitischen] Streitigkeiten der letzten zwei Jahre wie nichts anderes erfreute, denn das Wohlwollen eines Philosophen bedeutet ihm alles, die Freundschaften mit Ungebildeten nichts.

[2] In der aktuellen Politik ist auf keiner Seite Maßhalten gefragt. Dennoch soll E. seine Autorität für den Frieden einsetzen, denn ein Bürgerkrieg, wozu der milde Kaiser verleitet werden soll, bringt für alle Unheil.

[3] M.s Linie ist, Streitfragen möglichst auszuklammern und nur das Heilsnotwendige zu erläutern, und er fördert auch den Respekt vor der kirchlichen Verfassung. Näheres im Römerbriefkommentar [⇨ 1276]. Auch der alte Erasmus möge helfen.

[4] Empfehlung des Überbringers Dietrich Reiffenstein, dessen Onkel [Johannes Reiffenstein d. Ä.] in Löwen bei E. war.

Fundort:
CR 2, 617f Nr. 1081; Allen 10, 120 Nr. 2732; MSA 8, Nr. 253. ‒ MBW.T 5.

Normdaten
Personen:

Erasmus von Rotterdam: http://d-nb.info/gnd/118530666

Karl V., Kaiser: http://d-nb.info/gnd/118560093

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Reiffenstein, Johannes d. Ä.: http://d-nb.info/gnd/131807943