M.: Erzählung. - [Wittenberg], 7. März 1560

Als Kaiser Karl V. 1547 Wittenberg belagerte, ließ er den alten Lucas [Cranach] zu sich kommen, sagte, der jetzt bei Mühlberg gefangengenommene Hz. Johann Friedrich von Sachsen habe ihm auf dem Reichstag zu Speyer [1544] eines seiner Gemälde geschenkt, das ihm viel Freude bereitet habe. Er habe von seinem angeblichen Tod gehört und von dem ebenbürtigen Sohn [Lucas Cranach d. J.]. In Mecheln sei ein von Cranach gezeichnetes Bild von ihm als Kind. Er wollte wissen, in welchem Alter und aus welchem Anlaß er gezeichnet worden sei. Der Maler sagte, er sei acht Jahre alt gewesen; Kaiser Maximilian habe ihn zur Huldigung durch die Niederlande geführt. Da beim Zeichnen der Junge ständig den Kopf drehte, habe man auf Rat seines Lehrers [NN] eine Lanze an die Wand gehängt, die er dann angeschaut habe, bis das Bildnis fertig war. Der Maler nutzte die gute Stimmung des Kaisers zu einer Fürbitte für seinen gefangenen Fürsten und erhielt eine gnädige Antwort.

Fundort:
CR 6, 539f Nr. 3875.

Normdaten
Personen:

Cranach, Lucas: http://d-nb.info/gnd/118522582

Cranach, Lucas d. J.: http://d-nb.info/gnd/118522590

Johann Friedrich d. Ä. von Sachsen: http://d-nb.info/gnd/118712373

Karl V., Kaiser: http://d-nb.info/gnd/118560093

Maximilian I., Ks.: http://d-nb.info/gnd/118579371

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485