[1] W. schreibt trotz Scham über die Not der Provinz [Livland], verursacht durch die Einfälle der Moskowiter und das Zaudern der eigenen Politiker.
[2] Vor zwei Jahren fielen die Kreuzritter, Inhaber des größeren Teils von [Livland], in die Diözese Riga ein, die ein Drittel [Livlands] ausmacht, nahmen [Eb.] Wilhelm von Riga gefangen und rückten bis Litauen vor. Als Kg. [Sigismund II. August von Polen] erschien, um seinen Verwandten zu rächen, versprachen die [Livländer] angesichts der eigenen Schwäche und nach Intervention von Gesandten des Reichs die Restitution des [Eb.] u. a. [Friede von Pozwol, 5. 9. 1557]. Vor den Unruhen hatte man sich durch einen Waffenstillstand mit [Iwan IV.] von Moskau [im Jahr 1556] gesichert. Den Vertrag mit Polen betrachtete [Iwan] als Bruch und erklärte den Krieg.
[3] Er eroberte mit einem Heer, in dem auch Frauen waren, eine Grenzstadt [Narva] samt Burg und danach Dorpat, dessen Tributpflichtigkeit gegenüber den Vorfahren er behauptete.
[4] Die Aussichten sind schlecht, denn der Feind hat den gerechteren Kriegsgrund. Außerdem sind [Eb. Wilhelm] und der Meister [in Livland, Wilhelm von Fürstenberg] entzweit. Der [Eb.] will nur sein Gebiet verteidigen. Das Geld fehlt. Es wurde in den früheren Unruhen verbraucht. Das Land hat keine Bodenschätze. Es ist zwar fruchtbar und wäre reich an Getreide, Honig, Wachs und Pech, aber die Bauern sind faul, die Deutschen auf dem Land verschwenderisch, faul auch die Bürger in den Städten.
[5] Man hofft auf Gottes Schutz für die Kirche, zumal die Lehrer [Prediger] in Riga gläubig und einig sind.
[6] Bitte um Vermittlung eines Kantors für die Schule. Der Pfarrer Rutger Pistorius empfiehlt sich.
