Johannes Bretschneider an M. [in Wittenberg].
- Danzig, 23. Juni [1553]
Über die kirchliche Lage in Königsberg wird M. durch die Briefe, die der gestern abgerittene Bote des Hz. [Albrecht von Preußen] bringt, unterrichtet sein. Darunter befindet sich eine Berufung des Magisters Christoph [Langner], der den Osiandristen [Johannes] Funck unterstützen soll. Der Hz. läßt Osianders Schriften neu drucken; das »Schmeckbier« ist fast vollendet. Die Ermahnungen der [Wittenberger und anderer] Theologen beachtet er nicht. Nach Rückkehr von der Hochzeit [des Kg. Sigismund II. August von Polen mit Katharina von Österreich] wird er unter Zustimmung des Kg.s [die Gegner der Osiandristen] mit Waffengewalt bekämpfen.
Fundort:
Eigenhändig: Wolfenbüttel HAB, ehemals Landeshut, Ms. II, f. 224.
‒ MBW.T 23.
Datierung:
Jahr: Nicht 1552 (so WAB 10, 366), denn der Brief ist eindeutig nach Osianders Tod (17. 10. 1552) geschrieben. Es geht nicht um die Neuerscheinung »Schmeckbier«, die das Datum des 24. Juni 1552 trägt (Seebaß, Bibl. 181 Nr. 68), sondern um einen — nicht nachgewiesenen — Nachdruck im Rahmen einer — nicht zustande gekommenen — Gesamtausgabe. Langner (⇨ 6630.1; ⇨ 6700.3; ⇨ 6779.1) kam anscheinend von Königsberg noch einmal nach Wittenberg und dann wohl im April 1553 endgültig nach Preußen; er wurde im Dezember 1553 Hofprediger, erwies sich aber nicht als Osiandrist; vgl. J. R. Fligge, Herzog Albrecht von Preußen und der Osiandrismus (Diss. phil. Bonn 1972), 231f mit 701. Am 31. Juli 1553 heiratete der Polenkönig in dritter Ehe eine Tochter Kg. Ferdinands (Isenburg II, Tafel 85). Hz. Albrecht war dabei; vgl. seinen Brief an Gfn. Elisabeth von Henneberg vom 17. 9. 1553: I. Mengel, Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg und Albrecht von Preußen. Ein Fürstenbriefwechsel der Reformationszeit, Göttingen 1954, S. 229 Nr. 217.
Nachtrag:
Schmeckbier: Osiander-GA 10 (1997), 742-796 Nr. 538.
