Johannes [Aepinus] an M. [in Wittenberg].
- Hamburg, 10. Dezember [1551]
[1] Hz. [Albrecht] von Preußen hat das Bekenntnis [Andreas] Osianders [Von dem einigen Mittler, ⇨ 6232.3] und eine Darstellung des Streits [am 5. 10. 1551, ⇨ 6262] außer an Hamburg auch an die benachbarten evangelischen Fürsten sowie an Lübeck und Lüneburg geschickt. Ae. würde eine gemeinsame Stellungnahme nur der Gelehrten vorziehen, damit ein Schisma vermieden wird. Die Darstellung des Hz. ergreift für Osiander Partei. Am besten sollten die Wittenberger ein Gutachten über Osianders Buch verfassen, darin ohne Schärfe die von Osiander angegriffene gemeinsame Lehre darlegen, und die übrigen Kirchen sollten es durch ihre Unterschriften billigen. Hamburg ist dazu bereit.
[2] An Osianders Bekenntnis ist zu tadeln, daß er bei der Rechtfertigung das Verdienst Christi, die Sündenvergebung ohne Gegenleistung, das „extra nos“ und die Zurechnung durch den Glauben ausschließt. Die Rechtfertigung durch Erneuerung bzw. durch Einwohnung der göttlichen Natur stimmt überein mit dem Irrtum des Interims von der einwohnenden Gerechtigkeit. Neue Ausdrucksweisen und Fehler bei der Auslegung der Schriftzeugnisse sind nicht hinzunehmen. Satans Wirken.
[3] Grüße an Bugenhagen und [Georg] Maior. M. soll den beiliegenden Brief an Veit Örtel über Geld aus England zustellen lassen.
Fundort:
Abschrift: Göttingen SUB, Cod. Ms. Theol. 162, f. 267r-v; nur § 2 aus einer Abschrift im Regensburger StA ed. G. Bossert: ARG 26 (1929), 131f [H 3325].
‒ MBW.T 21 (erstmals vollständig publiziert).
Datierung:
Jahr wie 6262.
