M. an Hieronymus Baumgartner in Nürnberg.
- [Wittenberg], 18. Juli [1551]
M. empfiehlt den Überbringer Heinrich Ecard, den Sohn eines Nürnberger Zimmermanns, der sich bisher mit Gelegenheitsgedichten durchschlug — viel schlechter bezahlt als Choerilus von Archelaos [vielmehr Alexander] — und auch von Sigismund Örtel unterstützt wurde, für Studienbeihilfen, bis er ein Schul- oder Kirchenamt übernehmen kann.
Fundort:
CR 9, 185 Nr. 6285 (Z. 8 qui: cui).
‒ MBW.T 21.
Datierung:
Jahr: Das Autograph trägt keine Jahreszahl, ist aber in München SB, clm 10356, f. 224 Nr. 176, bei Briefen des Jahres 1557 eingeordnet. Dieses Jahr ist im Liber VI. und danach im CR hinzugefügt. Der Empfohlene wurde aber schon am 31. 10. 1549 in Wittenberg immatrikuliert (Album 250b: Eghardus). Sein Gönner Sigismund Örtel wurde vor dem 9. 6. 1557 bei Leipzig ermordet; vgl. H. Burger, Nürnberger Totengeläutbücher III: St. Sebald 1517-1572 (1972), S. 215 Nr. 5779. Ecard publizierte seit 1550; VD 16, Bd. 5 (1985), S. 609f E205-E215, verzeichnet aus diesem Jahr zwei gedruckte Hochzeitsgedichte für Nürnberger. Aus dem Jahr 1551 sind drei Hochzeitsgedichte und zwei geistliche bekannt, die nun auch in Wittenberg gedruckt sind. 1552 erschien in Wittenberg ein Psalm. 1553 kam in Nürnberg ein Sammelband heraus und wiederum ein Hochzeitsgedicht. Danach kennt VD 16 erst wieder aus dem Jahr 1558 eine Publikation Ecards, der sich als Schulmeister in Vilseck bezeichnet (E216). Im Juli dieses Jahres wurde er in Wien zum Poeta laureatus gekrönt; vgl. J. v. Aschbach, Geschichte der Wiener Universität, Bd. 3 (1888), S. 60; ebd. der in VD 16 fehlende Panegyricus auf Kaiser Ferdinand I. Zwischen 18. 12. 1560 und 26. 2. 1562 wurde in Nürnberg zum Tode des „Hainrich Eckart, schulmeister zum Hiltpoltstein“ geläutet (Burger l. c. S. 248 Nr. 6761). Da von Ecard keine späteren Publikationen bekannt sind, dürfte er mit diesem identisch sein. — M.s Empfehlung kann nach alledem nicht erst 1557 geschrieben sein. 1550 ist gewiß zu früh. Die Wahl zwischen 1551 und 1552 fällt schwer. Doch hätte M. 1552 auch auf geistliche Dichtungen Ecards hinweisen können, und der heitere Ton des Briefes würde schlecht zu dem in 6486 vom 6. Juli erwähnten Unglück Nürnbergs passen. Die Reise Ecards muß nicht wie in 6486.2 durch die Seuche veranlaßt sein, sondern ist durch die Notwendigkeit der Geldbeschaffung erklärlich. Nach vier Semestern Studium war auch die Suche nach einer Lehrerstelle nicht aussichtslos. Daß 6130 vom 12. Juli 1551 schon 6141 vom 25. ankündigt, schließt eine dazwischenliegende Bitte Ecards um ein Empfehlungsschreiben nicht aus. M.s Worte: „et de hoc Henrico ad te scribere ausus sum“, können leicht auf die Empfehlung des jungen Linck in 6130 bezogen werden. Die Verbindung des Choerilus mit Kg. Archelaos von Makedonien ist eine Verwechslung des Choirilos von Samos mit Choirilos von Iasos, vgl. Der Kleine Pauly, Bd. 1 (1975), Sp. 1152f.