Johannes Aurifaber Vratislaviensis an M. in Wittenberg. - Lübeck, 14. März 1551

[1] Die Lage in Rostock ist unverändert. Die Unterrichtsverhältnisse werden sich bessern, wenn D[avid Chytraeus] kommt und die Hzz. [Heinrich V. und Johann Albrecht von Mecklenburg] ihr Versprechen einlösen.

[2] Über den Lübecker Kirchenstreit ist M. seit langem unterrichtet.

[3] Nun berief der Lübecker Rat [Johannes] Aepinus [aus Hamburg], [Friedrich] Henninges aus Lüneburg, Heinrich Smedenstete aus Dithmarschen, A. sowie [Johannes] Draconites, der sich seit zwei Jahren zwecks Veröffentlichung seiner Bücher in Lübeck aufhält, legte ihnen vor versammelter Geistlichkeit deren Anklage gegen Laurentius Mörsken und dessen Verteidigung vor und beauftragte sie gemeinsam mit einer Ratskommission mit der Schlichtung.

[4] Hauptanklagepunkt war Mörskens Rechtfertigungslehre, belegt durch Predigtäußerungen, die als [scholastische] Lehre von der fides formata und als Werkgerechtigkeit verstanden wurden.

[5] Mörsken bestritt dies, bekannte sich zur Lehre der anderen Lübecker Geistlichen, zur CA, Apologie und zum Bekenntnis der niedersächsischen Städte [⇨ 5258] und erbot sich zum Verzicht auf mißverständliche Ausdrücke.

[6] Die Kommissare veranlaßten die Theologen zu einem schriftlichen Urteil.

[7] Mörsken mußte versprechen, Abweichungen künftig zu unterlassen, und durch öffentliche Verlesung einer Erklärung, die A. beilegt, sich zur Lehre der Lübecker Geistlichen bekennen.

[8] Dies geschah am 22. Februar in zwei Kirchen. Viele verlangten Mörskens Ausweisung. Andere, darunter die meisten Bürgermeister und Ratsherren, lehnten dies ab.

[9] Tags darauf durften Aepinus und die anderen Theologen abreisen. A. muß zunächst bis Ostern [29. März] dableiben, was der Rat, der einen Superintendenten sucht, von Hz. Johann Albrecht erbeten hatte; mehr wollte dieser ohne Hz. Heinrich nicht versprechen.

[10] A. holte seine Familie und seine Bücher aus Rostock. Nach seiner Rückkehr am 3. März begann er eine Vorlesung über den Kolosserbrief.

[11] A. bittet M. um Vermittlung eines Superintendenten für Lübeck,

[12] denn er selbst sieht seine Aufgabe an der Universität Rostock.

[13] Aus Zeitmangel kann A. nicht an die anderen schreiben. Er wiederholt seine Bitte an Paul [Eber] bezüglich des Sohnes des Hermann von Dorn [Hermann von Dorn d. J.]. David [Chytraeus] soll möglichst bald nach Rostock kommen. Grüße an [Johannes Bugenhagen], [Georg] Maior, [Jakob] Milichius, Erasmus Reinhold, [Johannes] Marcellus und alle anderen Kollegen.

Fundort:
Abschrift (Anfang fehlt): Paris BSG, Ms. 1458, f. 121r-124v. ‒ MBW.T 21.

Normdaten
Personen:

Aepinus, Johannes: http://d-nb.info/gnd/116296283

Aurifaber Vratislaviensis, Johannes: http://d-nb.info/gnd/130466042

Bugenhagen, Johannes: http://d-nb.info/gnd/118517287

Chytraeus, David: http://d-nb.info/gnd/119009137

Dorn, Hermann d. J. von: http://d-nb.info/gnd/1144733979

Draconites, Johannes: http://d-nb.info/gnd/118989987

Eber, Paul: http://d-nb.info/gnd/118681524

Heinrich V. von Mecklenburg: http://d-nb.info/gnd/102111871

Henninges, Friedrich: http://d-nb.info/gnd/116716800

Johann Albrecht von Mecklenburg: http://d-nb.info/gnd/100363237

Maior, Georg: http://d-nb.info/gnd/116689781

Marcellus, Johannes: http://d-nb.info/gnd/124397093

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Reinhold, Erasmus: http://d-nb.info/gnd/11899901X

Smedenstete, Heinrich: http://d-nb.info/gnd/119833514