M. an Hieronymus Baumgartner in Nürnberg.
- [Wittenberg], 8. August [1550]
[1] M. tröstet B. über das gefährliche Horoskop seines Sohnes [Hieronymus Baumgartner d. J.], indem er versichert, daß Vorzeichen zwar ernstzunehmen sind, aber Gott in den Kausalzusammenhang eingreifen kann, wie M. selbst erfahren hat. Er zitiert seine Verse [aus CR 10, 627 Nr. 286 und 652 Nr. 341; vgl. WA Revisionsnachtrag 48, 119] und erteilt Ratschläge zur Berufswahl des jungen B.
[2] [Hz. Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel] liegt bei Braunschweig und vergrößert sein Heer. Gebet.
Fundort:
Bds. 116f Nr. 163 (l. Z. angitur: augetur); K. Schornbaum: Zs. für bayrische Kirchengeschichte 13 (1938), 104 Nr. 1 [H *3476].
‒ MBW.T 20.
Datierung:
Jahr: Der jüngere B. ist am 17. 7. 1538 geboren (N. Müller in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte der Stadt Nürnberg 10, 1893, S. 259ff). Da M. von seinem Horoskop spricht, setzten Van de Velde-Scheler (H *2111) und daher Bds. den Brief in das Geburtsjahr, zumal der 8. August gut zum 11. Juli paßt. Doch gab es damals kein Lager des Wolfenbüttelers vor Braunschweig, und die erwähnten Berufspläne sind für das neugeborene Kind verfrüht. Kolde schlug 1545 vor, was ARG 13 (1916), 295 Anm. 2 mitgeteilt und WA Revisionsnachtrag 48, 119 übernommen wird; das einzige Argument ist MBW 4023.2, wo M. am 26. September (!) Befürchtungen über den vertriebenen Hz. Heinrich und Truppen im Gebiet von Bremen (!) äußert. Dies paßt also gar nicht, und Berufssorgen mochte das siebenjährige Kind schwerlich haben. Schornbaum l. c. S. 103 kam ohne Kenntnis der anderen Datierungen auf das Jahr 1550, was sich exakt begründen läßt: Am 21. Juni weiß M. von einem Scharmützel zwischen dem Wolfenbütteler und der Stadt Braunschweig (5831.2). Am 19. Juli meldet M. Waffenruhe (5857.2), doch am gleichen Tag machte die Stadt einen Ausfall (5862.2). Am 3. und 12. August berichtet M. wieder von Kämpfen (5867.1 und 5872.2). Am 22. 8. ist die Gefahr für Braunschweig gebannt (5883.2). In die kriegerischen Ereignisse um Braunschweig 1550 paßt der Brief vom 8. August also gut hinein. Auch in den Briefwechsel M.s mit Baumgartner fügt er sich ohne Schwierigkeit. Wir haben zwar (wie so oft) nicht B.s Brief mit den Äußerungen über seinen Sohn. Doch wissen wir, daß der vorhergehende Brief M.s vom 19. Juli (5857) am 28. 7. 1550 in Nürnberg ankam. Der gewiß mit B.s Antwort zurückkehrende Bote war dann vor 8. August wieder in Wittenberg. Auch das Thema der Berufswahl konnte damals schon aktuell gewesen sein: der Junge war gerade zwölf geworden. Von den folgenden Jahren scheidet 1551 aus, da 6160 vom 7. August in dieses Jahr gehört. 1552 ist in Niedersachsen Ruhe. 1553 kommt in Betracht, denn am 23. 8. schreibt M. an B., daß jetzt der Markgraf in Braunschweig ist, während der Braunschweiger Minden besetzte (CR 8, 142 Nr. 5456), und das „ἔχει οὖν ἄλλους χορηγοῦντας“ im Brief vom 8. August könnte sich auf die Lage nach Moritz' Tod beziehen. Doch sind die Nachrichten über Braunschweig im Jahr 1550 zahlreicher. Vor allem aber bereitet der Briefwechsel M.s mit B., soweit wir ihn aus 1553 kennen, Schwierigkeiten. Am 4. 8. 1553 erhielt B. die Empfehlung Leonhard Stetners vom 25. 7. (CR 8, 130f Nr. 5439). Er schrieb am gleichen Tag an M. (ungedruckt), er habe lange nichts von M. gehört. Ein Brief B.s über seinen Sohn, der wenige Tage zuvor abgegangen sein müßte, ist demnach mit ziemlicher Sicherheit auszuschließen. 1554 schließlich wird der Sohn Student in Leipzig, und auch die politische Lage schließt dieses Jahr aus (CR 8, 328 Nr. 5650 vom 15. 8. 1554).