Andreas Stobius an M.
- Danzig, 1. Oktober [1525]
[1] Die Eltern des Jakob [von Barthen, Lucas und N. von Barthen,] sind erfreut, daß M. ihn als Schüler annahm. Sie schicken einen Lachs als Geschenk und bieten ihre Dienste an. Johannes Frank bringt Leinen für M.s Frau. Vereinbarung über Kostgeld (?). Der mit ihm verwandte Rigaer Stadtschreiber Johannes Lohmüller [bei ⇨ 149] empfiehlt den Knaben ebenfalls. Er soll vier Jahre bei M. bleiben. Eine reiche Witwe [NN] wird zu Ostern ebenfalls ihren Sohn [NN] schicken. Johannes Bonholt wunderte sich, daß M. den Jakob widerstrebend aufgenommen hat. Frank wird über den Fortschritt der [Reformation] und die Lage in Danzig berichten.
[2] Die Türken verwüsten das Grenzgebiet von Polen und belagern mit 20000 Mann Kamenez. Obwohl Kg. [Sigismund] ihnen mit einem Heer entgegengeeilt ist, werden sie wohl siegen und tiefer eindringen.
[3] Bei den Ruthenen wurde eine adlige Hochzeitsgesellschaft von Türken überfallen. Die Invasion barbarischer Völker ist nur den gegeneinander Krieg führenden christlichen Fürsten anzulasten.
[4] St. liebt den Studenten wie einen Sohn und ist erfreut darüber, daß er als Hausgenosse M.s wissenschaftlich und sittlich gebildet wird. Falls er in schlechte Gesellschaft gerät, soll M. ihn zurechtweisen. Grüße von dessen Eltern.
Fundort:
Eigenhändig: Gotha FLB, Cod. Chart. A 2237; MBW.T 2, 354-356.
‒ MBW.T 2 (erstmals publiziert).
Datierung:
Jahr: Vom Fortschritt des Evangeliums kann in Danzig nur bis zum Sommer 1526 die Rede sein. Denn auf Befehl des Kg. von Polen wurden durch bfl. Mandat vom 26. Juli 1526 alle evangelischen Geistlichen aus Danzig vertrieben (vgl. H. Freytag: Zs. des Westpreußischen Geschichtsvereins 38, 1898, S. 44), darunter Johannes Bonholt (vgl. H. Freytag, Die Preußen auf der Universität Wittenberg, 1903, S. 31f). Johannes Frank war schon im Mai 1526 geflohen (H. Freytag: Zs. ..., wie oben). Vor 1526 ist als einzig passender Jakob aus Danzig Jakob von Barthen im Wintersemester 1525/26 in Wittenberg immatrikuliert (Album 127a; H. Freytag, Die Preußen ..., S. 32f). Jakob Wachschlirer, immatrikuliert am 1. Mai 1520 (Album 91a; H. Freytag, Die Preußen ..., S. 30), kommt nicht in Betracht, da Johannes Bonholt erst durch seinen Studienaufenthalt in Wittenberg dort bekannt wurde (immatrikuliert 31. März 1522, Album 110b), während er in 425a bereits als vertraute Persönlichkeit erscheint. Jakob Heyne kam zwar aus Danzig nach Wittenberg (dort immatrikuliert am 5. Oktober 1521, Album 108a), stammte aber aus der Diözese Breslau. Jakob Haggeus war bereits Reformationsprediger an St. Katharinen in Danzig gewesen, als er sich im Wintersemester 1523/24 in die Wittenberger Matrikel eintragen ließ (Album 120b; H. Freytag, Die Preußen ..., S. 32), während der Jakob von MBW 425a ein Studienanfänger ist. Es kann also nur Barthen sein. Er ist zwar im Wintersemester, also nach dem 18. Oktober 1525 immatrikuliert, während 425a vom 1. Oktober seine Anwesenheit in Wittenberg voraussetzt. Doch es ist nichts Ungewöhnliches, daß die Immatrikulation erst später erfolgte. Das Jahr 1525 ist also mit Sicherheit gegeben. Genau nach dem geplanten vierjährigen Studium wurde Jakob von Barthen am 12. August 1529 Magister (Köstlin 1888, S. 20). M. blieb auch später mit ihm in Verbindung (⇨ 2042.4; ⇨ 3714). Die erwähnte Belagerung von Kamenez durch die Türken konnte nicht ermittelt werden.