M. an Wolfgang Fusius [in Leipzig].
- [Wittenberg], 25. Oktober [1545]
Fundort:
CR 7, 1114 Nr. 5245.
‒ MBW.T 14.
Datierung:
Jahr: Obwohl der Adressat die geistliche Laufbahn einschlagen soll, kann M.s wohlwollender Brief nur an den jüngeren F. gerichtet sein (der Leipziger Universitätsnotar und Stadtschreiber wurde), denn der gleichnamige Vater (in MBW orthographisch als Wolfgang Fues unterschieden) war älter als M. und brauchte dessen Hilfe nicht. Wenn nun die Zukunft des jungen F. noch ganz offen ist, so muß M.s Brief möglichst früh angesetzt werden. Das Argument von P. Flemming: ThStKr 85 (1912), 612 Nr. 5245 [H 3118], in der Adresse sei F. nicht als Magister bezeichnet und also der Brief vor November 1545 anzusetzen, ist nicht zwingend, denn M. mußte den Titel nicht unbedingt gebrauchen, und zweitens handelt es sich um die Sammeladresse für alle drei Briefe an F. in Peucers Edition; sie kann aus einem anderen Brief stammen und sogar stilisiert sein (das D. = domino will für den jungen F. ohnehin schlecht passen). Wenn man annimmt, daß F. für seine erste, 1543 angetretene Stelle als Lehrer in Chemnitz, wo sein Vater Superintendent war, M.s Ermunterung und Hilfe nicht brauchte, so hat das Jahr 1545 einige Wahrscheinlichkeit für sich, denn damals war ein Stellenwechsel F.s im Gespräch (⇨ 3819). F. wurde von M. nicht nach Freiberg empfohlen (⇨ 3828.2). Vielleicht war dies keine negative Bewertung, sondern das Wissen um andere Berufspläne (Freiberg wäre keine besondere Verbesserung gewesen). Andererseits zeigt sich M. in 4051 nicht genau informiert, sondern fragt nach den Umständen. Gehört also 4051 ins Jahr 1545, so fügt sich dieser Brief in eine dramatische Angelegenheit ein. F., der im April 1539 in Wittenberg seine Studien aufgenommen hatte und 1543 Lehrer in Chemnitz wurde (vgl. O. Clemen: ARG 21, 1924, 130), ließ sich im Sommersemester 1545 in Leipzig immatrikulieren (Erler 1, 656). Am 28. Oktober 1545 wurde er als einziger Kandidat vom Dekan Johannes Stoltz in Wittenberg zum Baccalaureus artium promoviert (Köstlin 1890, S. 9) und legte dann am 7. November in Leipzig als einziger die Prüfung zur Aufnahme unter die Leipziger Baccalaurei ab, nachdem zwei andere auswärtige Baccalaurei schon am 24. Oktober geprüft worden waren (Erler 2, 685). Im gleichen Semester wurde er dann in Leipzig Magister (l. c. ohne Datum, laut MBW 4113 am 20. 1. 1546). Der Sachverhalt ist also offenbar folgender: F. wollte für eine erstrebte Stelle den Magistergrad erwerben und ging dazu nach Leipzig, wo er sich zur Aufnahmeprüfung meldete. Am 24., dem Prüfungstermin, oder kurz zuvor stellte sich heraus, daß er überhaupt nicht B. A. war, dieser Grad in Leipzig aber im Gegensatz zu Wittenberg für die Magisterprüfung verlangt wurde. Er wandte sich brieflich an M., der durch 4051 zwar sachlich unbestimmt, aber generell hilfsbereit antwortete, worauf F. unverzüglich nach Wittenberg ging, seinen Sondertermin bekam, um dann noch ohne Verlust eines Semesters in Leipzig die Aufnahme- und die Magisterprüfung ablegen zu können, erstere wiederum mit einem Sondertermin.
Normdaten
Personen:
Fues, Wolfgang: http://d-nb.info/gnd/1059726890
Fusius, Wolfgang: http://d-nb.info/gnd/104206276
Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485
Stoltz, Johannes: http://d-nb.info/gnd/121410293
Orte:
Chemnitz: http://www.geonames.org/2940132
Freiberg: http://www.geonames.org/2925192
Leipzig: http://www.geonames.org/2879139
Wittenberg: http://www.geonames.org/8692920