[M.] an den Leser. Vorrede zu: Augustini Hipponensis Episcopi liber de spiritu et litera. Wittenberg, Josef Klug, 1545. - [Wittenberg, Juli 1545]

[1] Der theologische Unterricht wendet sich nicht an seine ‚epikureischen‛ Verächter, sondern an die evangelische Jugend und hat die Verheißung des Bestandes der Kirche.

[2] Die Edition dieser Schrift Augustins erfolgt, weil ihre Behandlung an der Universität Wittenberg seit langem vorgeschrieben ist [Fundation vom 5. 5. 1536: UUW 1, 174], damit die Studenten erkennen, daß hier keine neue Lehre vertreten wird.

[3] Die göttliche Gerechtigkeit wurde immer durch die — durchaus ehrenhafte — philosophische Wertschätzung der Zucht in Zweifel gezogen und gleich nach den Aposteln das Evangelium verdunkelt durch Origenes,

[4] Pelagius,

[5] die Scholastiker. Doch gab es auch Rechtgläubige wie Bernhard und Tauler.

[6] Augustin gegen Pelagius über Erbsünde, Gesetz und Evangelium, Geist, steht in Einklang mit der [reformatorischen] Kirche.

[7] Doch konnte er in seiner Zeit des allgemeinen Niedergangs der Bildung das richtig Erkannte nicht angemessen erläutern.

[8] Richtig sind seine Ablehnung der Geistlehre des Origenes und der Enthusiasten, Vorläufer der Mönche und Wiedertäufer,

[9] und seine Ausführungen über Buchstabe und Geist, Werk und Verdienst.

[10] Nicht korrekt ist seine gelegentliche Verbindung der Rechtfertigung mit der Liebe,

[11] zumal er selbst mit dem Trost der Glaubensgerechtigkeit starb.

[12] Die christliche Gerechtigkeit darf nicht wie bei den Scholastikern philosophisch verstanden werden, sondern die unstreitig nötige Liebe kommt aus der Vergebung.

[13] Dieses Buch Augustins muß also von der [reformatorischen] Lehre und anderen Augustin-Stellen her ergänzt werden, was Johannes Bugenhagen in seiner Vorlesung tun wird.

[14] Die Studenten sollen sich nicht von Leuten wie [Johannes] Eck und [Albert] Pigge beeindrucken lassen, die die Glaubensgerechtigkeit für eine neue Lehre erklären.

[15] Sie war schon der Trost des Volkes Israel und aller Frommen.

[16] Die Verbindung des Glaubens mit der Liebe (fides formata) verursacht Zweifel und Furcht.

[17] Das Wort Gottes als Quelle braucht keine Interpretationen und wird — wie auch jetzt — von Gott immer wieder ans Licht gebracht.

Fundort:
CR 5, 803-810 Nr. 3235. ‒ MBW.T 14.
Datierung:
Datum: Die akademische Verlautbarung, durch die M. Bugenhagens Vorlesung über diese Schrift Augustins für nächsten Donnerstag ankündigt und zum Kauf der Texte bei Josef Klug auffordert (CR 5, 810f Nr. 3236), steht in den Scripta publica im Sommersemester 1545 zwischen Texten vom [30. Juli] und von Ende August.

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