M. an Hieronymus Baumgartner in Nürnberg. - [Wittenberg, 31. Oktober morgens, 1524]

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[1] M. lobt das Bemühen der Stadt Nürnberg um die Belebung der Wissenschaften, die dadurch vor dem Untergang, der ihnen durch die Trägheit der Fürsten und Könige droht, bewahrt werden.

[2] Doch seine Berufung [an das zu gründende Gymnasium] lehnt er ab; nicht aus Rücksicht auf Frau und Freunde, sondern

[3] erstens weil er Kf. Friedrich verpflichtet ist und nicht um seine Entlassung bitten kann, obwohl es trotz seinen zweijährigen Bemühungen mit der Wittenberger Universität abwärts geht und er nicht mehr lange bleiben kann.

[4] Zweitens fühlt er sich der Nürnberger Aufgabe nicht gewachsen; da [in Tübingen] die schöne Literatur verpönt war und Reuchlin ihn als Knaben nach Wittenberg geschickt hat, sind seine stilistischen Fähigkeiten als Redner gering, obwohl er sich ständig autodidaktisch bemüht, sie zu verbessern.

[5] Der Nürnberger Rat möge einen anderen berufen.

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Fundort:
CR 1, 678-681 Nr. 292; Suppl. 6/1, 258f Nr. 363; MSA 7/1, 211-215 Nr. 93. ‒ MBW.T 2.
Datierung:
Datum vgl. Suppl. und MSA.

Normdaten
Personen:

Baumgartner, Hieronymus: http://d-nb.info/gnd/116067128

Friedrich von Sachsen: http://d-nb.info/gnd/11853579X

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Melanchthon, Katharina: http://d-nb.info/gnd/130475483

Reuchlin, Johannes: http://d-nb.info/gnd/118744658