Johannes Laski an M. [in Wittenberg]. - [Emden?], 2. November 1543

[1] Daß M. an L.s Brief Anstoß nahm, führt L. auf den Einfluß eines sich den Anschein eines Evangelischen gebenden Gegners [NN] zurück, und er stellt klar, daß in jenem Brief nicht vom Heil für die Heidenkinder [§ 3] die Rede war, sondern von der Frage, ob nicht die Christenkinder, die in türkischer oder skythischer Gefangenschaft oder im Papsttum geboren werden und also ohne Dienst des Worts und Sakraments aufwachsen, auch ohne Taufe zur alleinseligmachenden Kirche gehören.

[2] Die Taufe ist für L. das Siegel der kraft der Verheißung erfolgten Annahme durch Gott; sie ist also der Beschneidung vergleichbar.

[3.1] Über die Heidenkinder ließ L. durch Albert [Hardenberg] mit M. verhandeln, wobei M. diese Frage für unangebracht erklärte. L. will keine neue Lehre erfinden, bekennt auch die Blindheit der Vernunft gegenüber der Offenbarung und die Verdammnis der Ungläubigen.

[3.2] Doch sieht er sich nicht im Widerspruch zu M. in der Annahme der Universalität des Heilsangebots, dessen willentliche Verachtung zur Verdammnis führt, und kann deshalb die ungetauften Kinder nicht als verloren ansehen.

[3.3] Da aber M., dem allein L. seine Zweifel anzuvertrauen wagt, diese Lehre zu vertreten nicht für sachdienlich hält, will L. bis zur weiteren Erörterung mit M. schweigen.

[4] Freude über M.s Zustimmung zu L.s Abendmahlslehre.

[5] Gedanken zu M.s Gedichten [⇨ 3314.3] über Mose, Gottes Schutz und Trost.

Fundort:
CR 5, 213-217 Nr. 2788. ‒ MBW.T 12.

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