M. an Johannes Calvin [in Genf]. - Bonn, 11. Mai [1543]

[1] Von der Frankfurter Messe kam C.s Brief [3169] ohne das Buch [⇨ 3157] an, das M. erst in Bonn bei Bucer sah und durchlas. Er dankt für die ehrenvolle Widmung [3157],

[2] insbesondere für die Anerkennung seines Strebens nach Einfachheit, der er die Eintracht hinzufügt,

[3] die geboten ist angesichts der papistischen Hoffnungen auf den Untergang der [reformatorischen] Lehre infolge eines innerdeutschen Krieges mit dem Kaiser, den M. oft vorausgesagt hat. Doch glaubt M. an die Erhaltung der Kirche und fordert zur Verkündigung der wichtigen evangelischen Lehrstücke auf,

[4] denen sich C., dessen glänzende Beredsamkeit M. nicht erreicht,

[5] lieber widmen soll als der Prädestination. Mit Franz Stadianus, seinem ehemaligen Freund in Tübingen, vertritt M. die Unlösbarkeit des Problems von Providenz und Kontingenz, und er hält daran fest, daß Gott nicht die Ursache der Sünde ist, sondern der freie Wille.

[6] M. schreibt in Bonn bei Bucer, der die [kur]kölnischen Gemeinden reformieren soll. Wenn seine Briefe sicher zu C. gelangen, wird M. öfter schreiben. Er verspricht eine Gegengabe.

Fundort:
CR 5, 107-109 (mit 921) Nr. 2702; CR 39 = Calv. 11, 539-542 Nr. 467; Herminjard 8, 341-344 Nr. 1288; MSA 9, Nr. 438. ‒ MBW.T 12.
Datierung:
Jahr aus § 6.

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