M.: Gutachten für Valentin Vigelius [in Eisleben]. - [Wittenberg, 2. Hälfte 1542]

Die Bindung Gottes an ein Ding führt zu Aberglauben. Christus ist im Abendmahl nur im Vollzug des Sakramentes gegenwärtig, ähnlich wie bei der Taufe der Hl. Geist. Abzulehnen sind Fragen wie die nach dem Fressen der Maus sowie die Fronleichnamsprozessionen. Die Reste von Brot und Wein sind kein Sakrament. Dennoch rät M., daß der letzte Kommunikant den Kelch leert.

Fundort:
CR 7, 876f Nr. 5007; Bds. 163f Nr. 232. ‒ MBW.T 11.
Datierung:
Datum: Über den Anlaß vgl. G. Kawerau, Der Streit über die Reliquiae Sacramenti in Eisleben 1543: ZKG 33 (1912), 286-308; danach O. Clemen: WAB 10, 336-340. Beide datieren M.s Gutachten auf Juni/Juli 1543, ungeachtet der Schwierigkeit, daß M. sich damals in Bonn aufhielt. Zwar setzt sich Luther in seinem Schreiben an Simon Wolferinus vom 20. 7. 1543 (WAB 10, 347-349 Nr. 3894) mit M.s Gutachten auseinander. Doch dauerte der Streit zwischen dem Pfarrer von St. Petri Friedrich Rauber, der anscheinend eine katholisierende Abendmahlslehre vertrat, und dem Pfarrer von St. Andreä Simon Wolferinus, der als konsequenter Verfechter der Aktualpräsenz den Rest von Brot und Wein zu dem Vorrat zurücktat, damals schon ein Jahr. Am 29. 6. 1543 wurde Rauber von Wolferinus beschuldigt, er habe ihn fast ein Jahr lang (ad totum annum) verletzt und auch bei M. angeschwärzt. Der Superintendent Vigelius, als Prediger der Andreaskirche unmittelbarer Kollege des Wolferinus, machte bald nach seinem Amtsantritt (nach 21. 6. 1542) die unterschiedliche Abendmahlspraxis in Eisleben — der Diaconus von St. Nicolai trank den restlichen Wein selbst aus — zum Thema eines Pfarrkonvents. Vermutlich hat er schon damals M.s Gutachten eingeholt.

Normdaten
Personen:

Luther, Martin: http://d-nb.info/gnd/118575449

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Vigelius, Valentin: http://d-nb.info/gnd/142844071

Wolferinus, Simon: http://d-nb.info/gnd/1168189365