M. an Hugold von Einsiedel und Georg Spalatin in Lichtenberg. Dt. - Prettin, 1. Januar 1522

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[1] Bericht über die [Zwickauer Propheten]. Am 27. 12. kamen Nikolaus Storch, Markus Thomae und [Thomas Drechsel] zu M. nach Wittenberg und berichteten von Unruhen in Zwickau, insbesondere über die Frage der Kindertaufe und des stellvertretenden Glaubens, wobei sie sich auf Luther beriefen. Im Einzelgespräch mit Markus Thomae erfuhr M., daß dieser und Storch Auditionen haben und nur aufgrund deren predigen. Abgesehen von seiner eigenartigen Terminologie hat Thomae den Sinn der Hl. Schrift richtig erfaßt. Bei seinen früheren Gesprächen mit M. hat Thomae noch nichts von Visionen gesagt.

[2] Zu seiner Meldung an den Kf. [Friedrich: 192] wurde M. veranlaßt durch die Überlegung, daß solche Unruhen wie in Zwickau nicht mit Gewalt sondern mit geistigen Waffen zu verhindern sind und hierfür Luther gebraucht wird, insbesondere wegen der Argumente gegen die Kindertaufe, wo Augustin versagt und sogar Luther Schwierigkeiten hat. Von den Auditionen hält M. dagegen nichts.

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Fundort:
Übersetzung Spalatins: CR 1, 533f Nr. 182 A; N. Müller: ARG 6 (1908/09), 394f [H 3056] = Die Wittenberger Bewegung 2(1911), 139f [H 3102]; MSA 7/1, 160f Anm. 9. ‒ MBW.T 1.

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