Georg Aemilius an Nikolaus Öhmler in Mansfeld. [Vf. M.]. - [Wittenberg, ca. März] 1536

[0] Auf einen vorwurfsvollen Brief seines Vaters wegen der Änderung des Namens Öhmler in Aemilius antwortet A.:

[1] Die Änderung stammt von M. Im übrigen können A.s Sitten und Arbeiten Ö. und den Onkel Hans Reinicke zufriedenstellen.

[2] Solche Namensänderungen sind üblich, z. B. bei [Gregor] Brück (nach [Johannes Jovianus] Pontanus), [Michael] Coelius, Johannes Agricola, [Jakob] Micyllus, [Dietrich] von Plieningen (von Rudolf Agricola Plinius genannt), [Martin Prenninger] (von Marsilio Ficino Uranius genannt), die Apostel Paulus und Petrus (von Christus selbst aus Saulus und Simon), Abraham, Sarah u. a.

[3] Von Verleugnung der Herkunft kann ebensowenig die Rede sein wie bei Titus Pomponius (den Cicero Atticus nannte), Augustus (dem Antonius seinen [Octavius] vorhielt), Theophrast (der so von [Aristoteles] genannt wurde), Philipp [Buonaccorsi] (Lehrer des Kg. Sigismund I. von Polen, den [Pomponius] Laetus Callimachus nannte), [Johannes] Reuchlin (den Ermolao Barbaro Capnio nannte). Eine Schande für die Familie wäre es, wenn sich [Lorenzo] Valla Zoilus nennte, nicht bei Scipio Africanus und Augustus. Anmaßend ist A. nicht, denn an Aemilius Paulus will er nicht erinnern.

[4] A. ist enttäuscht, daß er sich trotz seines guten Leumunds und seiner Schriften gegen anonyme Kritiker so umständlich verteidigen muß.

Fundort:
CR 3, 208-212 Nr. 1501 mit 3, 1288. ‒ MBW.T 7.
Datierung:
Datum: Aemilius publizierte seit Februar 1536 unter seinem Humanistennamen (⇨ 1708.2 und WAB 8, 431). Der Vater dürfte seine Kritik unverzüglich geäußert haben. Die unbefangene Nennung Hans Reinickes läßt vermuten, daß dessen Trauerfall (⇨ 1727f) noch nicht eingetreten war.

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