M. an Fürst Georg von Anhalt [in Wörlitz?].
- [Wittenberg], 12. Mai [1535]
M. erhielt heute früh G.s Brief und antwortet unverzüglich. Er wird wunschgemäß morgen Donnerstag nach Wörlitz kommen, obgleich er keinen Rat weiß; doch will er sich gegen G.s Freundlichkeit nicht undankbar erweisen.
Fundort:
Eigenhändig: Dessau LHA (ehemals Oranienbaum LA), GAR 971, p. 66f.
‒ MBW.T 6.
Datierung:
Datum: „Mittwoch nach Exaudi“. Nach Ausweis der Schrift früh. Da die Korrespondenz mit G. im Sommer 1534 beginnt (⇨ 1448), ist 1573 frühestens am 12. 5. 1535 geschrieben. Der Satz „cum me c. v. tam amanter complexa sit“ weist ebenfalls auf den Beginn der Beziehungen zu G. hin. Am 16. 5. 1537 befand sich G. weit entfernt in Harzgerode (Clemen, Helt-BW 108f Nr. 170). Der 21. 5. 1539 scheidet wegen 2207 aus. Der 31. 5. 1536 ist wegen des unmittelbar zuvor erfolgten Abschlusses der Wittenberger Konkordie (1744) wenig wahrscheinlich. 1538 fuhren Luther und Jonas am Mittwoch nach Exaudi (5. Juni) zu einer seit langem geplanten Besprechung nach Wörlitz (WAB 8, 217f Nr. 3227; 225-228 Nr. 3230-3232; 236f Nr. 3237; Kawerau, Jonas-BW 1, 289-293 Nr. 383-386; 2, 365 Nr. 386a). Von einer Teilnahme M.s verlautet nichts, und MBW 1573 bezieht sich offenbar auf eine kurzfristige Einladung an M. allein, und zwar in einer aufregenden Sache. Vielleicht ist es der Fall des auf dem Giebichenstein bei Halle durch Eb. Albrecht von Mainz und Magdeburg inhaftierten Hans von Schönitz und seines Bruders Anton. Jedenfalls schreibt Georg Helt am 30. Mai 1535 an G., daß M. und er sich für Anton von Schönitz einsetzen wollen (Clemen, Helt-BW 93 Nr. 143). Daß G., der in seiner Eigenschaft als Dompropst von Magdeburg sich für den langjährigen Finanzier seines Eb.s verwendete, dabei Luther aus dem Spiel lassen mußte, ist naheliegend. Deshalb scheint der Fall Schönitz wahrscheinlicher als der ebenfalls damals anhängige Prozeß des Totschlägers Peter Beskendorf (⇨ 1593.2), in dessen Sache M. ebenfalls an einem Donnerstag nach Wörlitz oder Dessau fuhr, wo sich allerdings schon Jonas befand (WAB 7, 215f). Noch unwahrscheinlicher ist der Bezug auf die Finanzschwierigkeiten der Propstei Wörlitz (⇨ 1811).